Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

und 
Plastik 
Frankreich. 
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Zukunft gehabt haben, wenn der auf alle Fälle unaufhaltsame 13911" 
tisch-sociale Umschwungsprozess seinen natürlichen Verlauf hatte 
nehmen können. Allein die Revolution machte dem Bestehenden 
ein gewaltsames Ende und lenkte auch die Kunst stossweise in eine 
andere Bahn, die bisherigen Geleise theils für immer zerStÖYend, thells 
für längere Zeit unwegsam zurücklassend.  
Verglichen mit der Malerei im 18. Jahrhundert spielt die Plastlk 
Frankreichs der gleichen Zeit bis in die zweite Hälfte des 18. Jahr- 
hunderts so viel wie keine Rolle. Der Berninismus erhält sich, nur 
noch outrirter in den seltener werdenden Scenen männlicher Kraft, 
gTäZiöSer, koketter, verdrehter in Weiblichen Darstellungen. Für die 
letzteren namentlich sind die Ideale auch hier wie in der monumen- 
talen Malerei dem Salon und Theater entlehnt; die Bewegungen 
scheinen lediglich der Silhouette des Ganzen Wegen da und sind ohne 
eigene Bedeutung. Der Ausdruck ist stationär der verbuhlten Lächelns, 
bei kraftlosen üppigen Formen des Körpers verschrumpfen die zier- 
lichen Extremitäten zu vollkommener Lebensuntüchtigkeit. Haupt- 
repräsentanten dieser Art von Plastik sind R. Frömin (T 1744) und 
die Brtider- Co-ustoizo, N. und G. (T1- 1733 "und 1744). Für Dar- 
stellungen männlicher Kraft bleibt Puget tonangebend, namentlich 
mit dem abgeschmackten Ersatz für die herculischen Arbeiten, jenem 
Milo von Groton, der das ganze Jahrhundert zu beherrschen scheint. 
E. Falcoiznct (t 1791) z. B. leistet an diesem Gegenstande das Un- 
überschreitbare von Verirrung, indem er den vom Löwen angegrif- 
fenen Athleten, eine gemeine Modelinatur auf dem Boden liegend und 
das eine Bein noch über die Kopihöhe gerade in die Luft gestreckt 
darstellt, wenn auch nicht ohne Wahrheit, die in der gleichwohl ab- 
stossenden Geberde des Schmerzgeschreis, namentlich aber in dem 
kraftvollen Thiere sich ausspricht. Angesichts eines solchen Werkes 
läegreift sich freilich schwer, wie der Künstler der Meinung sein 
konnte, dass der Moses des Michel Angelo mehr einem Galeeren- 
sclaven als einem inspirirten Gesetzgeber ähnlich sehe. Doch erhellt 
aus dieser Aeusserung, wie sehr Maassstab und Verständniss für 
wahre Grösse den Künstlern jener Zeit abhanden gekommen und die der 
Plastik angemessene epische Haltung in der Sucht nach dramatischen 
Effekten erstickt war. Am bedeutendsten erscheint unter andern 
französischen Marmorbildnern dieser Epoche J. B. Pigalle (T4785), 
Welcher, obwohl nicht frei rvon den berninischen Gebrechen seiner
	        
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