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III.
Buch.
VIII.
Bil
iss
und
Genre.
An die Spitze der jüngeren Gruppe stellte sich H. Bürkel, geb. 1802
zu Pirmasens, t 1869 zu München. 1822 an die Münchener Aka-
demie geschickt, hatte er an Langefs Lehrgang ebensowenig Geschmack
gefunden, wie der Direktor (berühmt durch sein Missgeschick in der
Diagnose der Talente) an ihm, und setzte sich lieber copirend vor
die Wouwermans der Gallerie als vor die Hände und Füsse des
Antikensaals. Dann dienten ihm die Alpenvorberge mit ihrer
malerischen Bevölkerung gewissermassen als Naturclasse seines Ent-
wicklungsganges, Wobei er frühzeitig im Gegensatz zur Richtung
seiner Zeit grossartigcn Effekten in Sonnenlicht oder Sturm aus dem
Wege ging, und sich vielmehr den Regenhimmel wie den Winter,
Welchen letzteren er wieder zum selbstständigen Kunstzweig in der
Landschaft erhob, als Folie für seine Werke erkor. Ebenso sah er,
1829 nach Italien gelangt, daselbst selten die ideale Seite, wie
sie sein französischer Zeitgenosse Leop. Robert so wunderbar ver-
treten hatte, sondern versammelte vielmehr um seine Campagna-
Osterien gewöhnlich die Hefe des Volkes mit abgeschundenen "Fhieren
und verwahrlostem Beiwerk, zum Tlieil eine wahre Auslese von
Galgengesichtern in drastischer, doch oft bis an Garicatur streifender
Wahrheit. Derartige Campagnascenen, im Allgemeinen stofflich sich
sehr verwandt und doch von wunderbarer Abwechslung, stets gleich-
Werthig in Landschaft und Staifagengruppe bilden die Mehrzahl seiner
ungemein zahlreichen Werke, deren er an 900 geschaffen haben soll.
Nach Deutschland zurückgekehrt liess er jedoch diese zu eigener und
des Publikums Erfrischung mit seinen unübertretflichen Winterland-
schaften wie mit oberländjschem Bauerngenre wechseln, in welchem
Wirthshaus oder Schmiede den Hintergrund und Gelage und Raufe-
reien, Fuhrmannsverlegenheiten u. dgl. den Hauptgegenstand bilden.
Seine meisterhafte Thierdarstellung veranlasste ihn in späteren Jahren
behufs Erweiterung seines Gebietes zu Menageriestudien, woraus
einige reizende Darstellungen von Stallinterieurs entsprangen. Bürkefs
Colorit ist kräftig, in seltener Sicherheit impastirt und namentlich
durch die meisterhafte Luftperspektive ausgezeichnet. Die bis an die
letzten Tage seines Lebens ungeschwächt bleibende Productionskraft
des Künstlers aber setzt Angesichts seines überreichen Nachlassest)
Im Besitz der Wittwe, der
M310? V. Rhomberg in München.
ihne
Si
und
Meisters,
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Schwiegersohnes
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