Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Künstler bis auf die Gegenwart herab in beträchtlicher Zahl geliefert, 
zu den beliebtesten Cabinetsstücken des gegenwärtigen Marktes gehören, 
und besonders in Berlin, wohin der Künstler seit langem übergesie- 
delt ist, ebenso geschätzt werden, wie die Waldmüllefs in Wien. 
Es kann auch nicht geleugnet werden, dass die anspruchslosen Kin- 
derscenen dem Talente des Meisters mehr entsprechen, als erschüt- 
ternde Genrestoüe; wie Wasser- oder Feuersnoth, in Welchen sich 
der Künstler versuchsweise mit nicht geringem Erfolge bethätigt hat. 
Gleichfalls im Kinder- und Schulgenre waren am besten Ad. Richter, 
geb. 1816 zu Thorn, F. A. Körner, geb. zu Braunschweig 1815, 
und jung gestorben, F. Wiesclwbrink, geb. zu Burgsteinfurt 1818 
und C. E. Böttcher, geb. 1818 zu Imgenbroich. Das Kindergenre 
fand dann weiterhin eine glänzende Vertretung durch Ixud. Knaus, 
geb. 1829 zu Wiesbaden, Welcher jedoch seiner 'l'hätigkeit wie Rich- 
tung nach der folgenden Periode angehört. 
Eine eigenthülnliche Stellung nimmt endlich Carl Hübner, geb. 
1814 zu Königsberg, ein, welcher nach mehren unbedeutenden 
Schöpfungen in seinen aschlesischen Webernct) eine socialistisch- 
tendentiöse Bahn betrat. Die gleichzeitigen Vorgänge in Schlesien 
hatten ihn angeregt, an die Vertreter des Capitals einen Billigkeits- 
Appell zu richten und für das bedrängte Proletariat eine Lanze zu 
brechen. Die Scene stellt das Comptoir eines grossen Leinwand- 
geschäftes dar, in Welchem eben Arbeiten abgeliefert und mit der 
äussersten Härte geprüft, zurückgewiesen oder schnöde bezahlt werden. 
Die Contraste gefühlloser Wohlhabenheit und ausserster Armuth 
vereinigen sich zu einem ergreifenden Tendenzbilde, welchem es 
auch nicht an Aufsehen fehlen konnte. Dieses wie die Neigung des 
Künstlers veranlasste dann das Weiterschreiten in der eingeschlagenen 
Richtung; doch lag etwas Versöhnendes in dem zweiten Bilde, auf 
welchem ein Mädchen einer verzweifelnden Weberfamilie Brod und 
Feuerung in die Hütte bringt. Dagegen ist xdälS Jagdrechta, in 
welchem ein Bauer in der Vertheidigung seines Feldes gegen ein 
Wildschwein von der Kugel eines Jagdaufsehers getroffen dargestellt 
wird, wieder ein jäher socialer Aufschrei, wo möglich noch schnei- 
dender als in der Darstellung des unter der Last des gesammelten 
Reisigs hingesunkenen Greises, welcher von einem lllädchen auf die 
 
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Bremer 
(18444 In 
gelangt, 
Privatbesitz 
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Wildt.
	        
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