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Bucl
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Kunstzusi
inde
des
bis
Jahrhunderts
1770.
Reich des Idealen zieht. Sein Anklang aber musste um so grösser sein
als seine Werke, die für ihre Zeit so modern waren, dass Watteau so-
gar als Schöpfer der Mode vielmehr wie als deren Nachahmer ton-
angebend wurde, in seinen Darstellungen dem Treiben der feineren
Welt als eine Art von Apologie gelten konnte. So gelang es dem
genialen Cabinetsnialer, eine Schule zu begründen, Welche eine Reihe
von talentvollen, wenn auch bald ausartenden Nachfolgern, worunter
der bedeutendste Fr. Boucher (T 1770), in sich fasste. Wie sehr
sich aber die Galanterieinaler von dem Poussinismus entfernt hatten,
erhellt aus dem Rath, den Boucher seinen Schülern gab, sich vor
der Nachahmung der grossen Meister Italiens zu hüten, um nicht
aSO kalt wie EiSa zu werden? Raphael sei sein sehr trauriger Künst-
ler und vor Michel Angelo könne man nur Grauen empiindena.
Eine interessante Erscheinung bieten endlich von der Mitte des
18. Jahrhunderts ab drei Maler dar, welche sich von der Tradition
der immer leichtfertiger gewordenen monumentalen Richtung, wie
von der Pseudo-Idylle der vornehmen Welt losmachten, um am Born
der ungeschminkten Natur zu schöpfen. Zunächst J. B. S. Ohardiiz
(T 1779), welcher seine Stoffe dem Volksleben, namentlich den an-
spruchlosen Scenen des kleinen Bürgerthums entlehnte und mit liebe-
voller Hingebung darstellte. Zu grösserer Berühmtheit und nament-
lich zu dem Glücke, nach einem Jahrhundert zu erneuter, ja ver-
doppelter Schätzung zu gelangen (einige seiner Bilder wurden in
unserer Zeit bis zu 100,000 Fcs. bezahlt), brachte es J. B. Grcuze
(T 1804), der in Einzelfigtiren, meistens unreife Mädchen in irgend
einer harmlosen oder harmlos scheinenden Situation ich erinnere
an das Mädchen mit dem zerbrochenen Krug im Louvre dar-
stellend, seine höchsten und bleibenden Erfolge erreichte. Damit
verglichen, blieb die Landschaft, die seit Claude und Dughet ver-
nachlässigt War, so weit hinter den Niederländern zurück, dass selbst
J_ Vgrßlet (T 1'789), der hervorragendste unter den Meistern des
Jahrhunderts, der durch seine gesuchten Sturm- imd Beleuchtungs-
Etfekte über seine Kräfte hinausging, nicht entfernt mit ihnen ver-
glichen werden kann. '
Die namentlich durch Chardin und Grenze angebahnte Rück-
kehr zur Natur und Zwar zur ungefälschten des Volkslebens, zugleich
bedeutsam als der sich vorbereitenden Hebung des dritten Standes
aus langer Vergessenheit entsprechend, würde vielleicht eine grosse