Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

lässt sich kaum finden, und man muss die abfällige Beurtheilung, 
welche mit der ganzen Richtung auch Wittielfs Werke zu erfahren 
pflegen, Angesichts der juwelartigen Behandlung, welche dem letztern 
Bild im Salon der Königin zu Theil geworden, nothwendig mildern. 
Die süssen Formen des Lieblingspagen, die goldig schimmernden 
Farben, der Schmelz der ganzen Technik, alles das geht weit über 
empfindungslose Virtuosität. Wittich ist weder von L. Blanc aus 
Berlin, gebf181O, dessen gleichzeitig mit den beiden genannten 
Werken gemalte Kirchgängerin (1835) sich eines ähnlichen Auf- 
sehens erfreute, noch von F. Michelis aus Münster oder von G. Lasmsky 
aus Coblenz, geb. 1814, welcher später zurreligiösen Malerei über- 
ging, erreicht worden; auch ist die ganze Richtung des romantischen 
Genre mit Ausnahme der lebensfähigeren lllärchenillustration früh- 
zeitig (seit dem Anfange der fünfziger Jahre) fast völlig erloschen. 
Es konnte jedoch kaum fehlen, dass die romantische Richtung 
auch schon in der Zeit ihrer Blüthe eine Reaction hervorrief, die 
sich nun im Genre humoristisch äusserte. Der Hauptvertreter dieser 
Gegenströmung konnte auf um so grösseren Erfolg zählen, als er an 
wahrhaft künstlerischer Begabung die Vertreter des romantischen 
Genre insgesammt entschieden übertraf und zu jenen Künstlern 
gehört, welche ihren Werth niemals verlieren werden. Es ist 
Ad. Schrödter aus Schwedt in Pommern, geb. 1805, welcher, nach- 
dem er vergeblich bei dem Decorationsmaler Gropius, dann bei dem 
Bildhauer G. Sehadow angepocht und dann eine Reihe von Jahren 
als Kupferstecher sich versucht hatte, endlich 1829 nach Düsseldorf 
ging und sich rasch zu einem der bedeutendsten Genremaler der 
SchadoW-Schule emporschwang. Indem er vorzugsweise Don Quixote 
als Folie gewählt, um die romantische Schwärmerei in's Lächerliche 
zu ziehen, malte, radirte und zeichnete er eine Reihe von Scenen 
so unübertrefflich, dass sich sein Name wohl für immer an den des 
Cervantes knüpft. Der den Amadis studirende Ritter in seiner 
Ekstase ü) kann geradezu als eine Perle der Genremalerei aller Zeiten 
bezeichnet werden, so innerlich wie äusserlich wahr erscheint hier 
die ganze Behandlung, so-meisterhaft und vollendet ist die Technik 
in Haupt- und Nebensache. Neben Don Quixote beschäftigte den 
Künstler vornehmlich Falstaff, Etllenslaiegel und Münchhausen, wobei 
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