vertiefte sich nicht soweit in die darzustellenden Persönlichkeiten,
dass ihnen deren Charakteristik von innen heraus gelungen wäre.
Die Bildnisse dieser Epoche machen daher einen prosaischen und
leeren Eindruck. Diess ist selbst bei den Bildnissen der hervor-
ragendsten Historienmaler, eines Wach und C. Begas, der Fall. Noch
mehr bei dem hinsichtlich der treuen Wiedergabe des Aeusserlichen
vortrefflichen Franz Krüger, geb. 1797 zu Badegast im Dessauischen,
welcher auch das Pferd in den Bereich seiner Studien gezogen hatte
und in grossen Revuedarstellungen mit zahlreichen Porträts sich dem
Historienbilde näherte. Die Parade vor dem russischen Kaiser, eine
Kuirassierrevue, der Huldigungsakt bei dem Regierungsantritt Fried-
rich Wilhelm IV. sind seine tigurenreichen Hauptwerke. Hinsichtlich
seiner Gewissenhaftigkeit und Treue darf erwähnt werden, dass sie
sich in gleicher Weise auf das Beiwerk erstreckte, so dass man
z. B. selbst wvon jedem Hute Sorte und Preis angeben konnteq.
Dafür leiden diese Werke noch mehr als diess das Ceremonienbild
ohnehin mit sich bringt, an Trockenheit, Aeusserlichkeit und Prosa,
welche kaum überboten werden könnte. Von Krügefs Schülern
wandten sich die meisten dem Schlachtbilde zu, während sich Rande!
vorwiegend auf's Reiterbildniss verlegte. Von den übrigen Berliner
Bildnissmalern jener Zeit, wie Jllila, J. S. Otto, J. Schuppe kann
keiner eine nähere Betrachtung in Anspruch nehmen.
Das Bildniss , seiner Natur nach zwischen dem Historien- und
dem Sittenbilde stehend, führt uns zu dem letzteren, dem Genre.
Wie Eingangs dieses Kapitels ausgeführt worden ist, stellt sich auch
das Genre in prinzipiellen Gegensatz gegen die ideale Kunstrichtung,
indem nicht blos das Reale, sondern sogar das Alltägliche als der
hauptsächlichste Tummelplatz dieser Kunstgattung bezeiclmet werden
muss. Classicität und Romantik mit ihren beiden Hauptfaktoren,
Religion und vorreformatorischer Geschichte konnte daher derselben
wenig Boden gewähren und namentlich von einem Sittenbilde elas-
sischen Gegenstandes sind in dieser Periode in Deutschland noch
kaum Versuche zu constatiren. Eher bot noch die Romantik einige
Anhaltspunkte und zwar einerseits im Märchen, in der Legende
und Ballade, welche die plastisch monumentale Ausprägung, die der
antike Mythos verlangt, nicht immer zuliessen, anderseits aber im
Culturbilde, zu Welchem die allgemeine Vorliebe für das Mittelalter
in der romantischen Epoche nicht minder anregte als zur historischen