Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

vertiefte sich nicht soweit in die darzustellenden Persönlichkeiten, 
dass ihnen deren Charakteristik von innen heraus gelungen wäre. 
Die Bildnisse dieser Epoche machen daher einen prosaischen und 
leeren Eindruck. Diess ist selbst bei den Bildnissen der hervor- 
ragendsten Historienmaler, eines Wach und C. Begas, der Fall. Noch 
mehr bei dem hinsichtlich der treuen Wiedergabe des Aeusserlichen 
vortrefflichen Franz Krüger, geb. 1797 zu Badegast im Dessauischen, 
welcher auch das Pferd in den Bereich seiner Studien gezogen hatte 
und in grossen Revuedarstellungen mit zahlreichen Porträts sich dem 
Historienbilde näherte. Die Parade vor dem russischen Kaiser, eine 
Kuirassierrevue, der Huldigungsakt bei dem Regierungsantritt Fried- 
rich Wilhelm IV. sind seine tigurenreichen Hauptwerke. Hinsichtlich 
seiner Gewissenhaftigkeit und Treue darf erwähnt werden, dass sie 
sich in gleicher Weise auf das Beiwerk erstreckte, so dass man 
z. B. selbst wvon jedem Hute Sorte und Preis angeben konnteq. 
Dafür leiden diese Werke noch mehr als diess das Ceremonienbild 
ohnehin mit sich bringt, an Trockenheit, Aeusserlichkeit und Prosa, 
welche kaum überboten werden könnte. Von Krügefs Schülern 
wandten sich die meisten dem Schlachtbilde zu, während sich Rande! 
vorwiegend auf's Reiterbildniss verlegte. Von den übrigen Berliner 
Bildnissmalern jener Zeit, wie Jllila, J. S. Otto, J. Schuppe kann 
keiner eine nähere Betrachtung in Anspruch nehmen. 
Das Bildniss , seiner Natur nach zwischen dem Historien- und 
dem Sittenbilde stehend, führt uns zu dem letzteren, dem Genre. 
Wie Eingangs dieses Kapitels ausgeführt worden ist, stellt sich auch 
das Genre in prinzipiellen Gegensatz gegen die ideale Kunstrichtung, 
indem nicht blos das Reale, sondern sogar das Alltägliche als der 
hauptsächlichste Tummelplatz dieser Kunstgattung bezeiclmet werden 
muss. Classicität und Romantik mit ihren beiden Hauptfaktoren, 
Religion und vorreformatorischer Geschichte konnte daher derselben 
wenig Boden gewähren und namentlich von einem Sittenbilde elas- 
sischen Gegenstandes sind in dieser Periode in Deutschland noch 
kaum Versuche zu constatiren. Eher bot noch die Romantik einige 
Anhaltspunkte und zwar einerseits im Märchen, in der Legende 
und Ballade, welche die plastisch monumentale Ausprägung, die der 
antike Mythos verlangt, nicht immer zuliessen, anderseits aber im 
Culturbilde, zu Welchem die allgemeine Vorliebe für das Mittelalter 
in der romantischen Epoche nicht minder anregte als zur historischen
	        
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