Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Bildniss. 
Schule. 
Stielefsche 
Die 
Wien. 
Di 
isseldorf und 
Berlin. 
475 
Bildniss schon von den dreissiger Jahren an seiner Aufgabe ziemlich 
gerecht zu werden, wenn auch Wien sich lange der an den Aka- 
demien zu München und Düsseldorf gepredigten Anschauung ver- 
schloss, dass nur durch einen totalen Bruch mit der Tradition der 
Kunst ein neuer und gesunder Weg eröffnet werden könne. In der 
That knüpfen die Wiener Meister im Bildniss bei Lawrence an, auf 
welche Grundlage dann Amerling den Einfluss Horace Vernet's 
folgen liess. S0 gelangte der letztgenannte Meister, die ideale Periode 
gewisserniassen überspringend, frühzeitig zur modernen Coloristik, 
und verdunkelte bald seinen Rivalen Stieler, wie diess aus gleichen 
Gründen dem schon genannten Schüler des letzteren, F. Winterhalter, 
geglückt war. 
In Düsseldorf begünstigte das Modellstudium der W. Scha- 
doufschen Schule selbstverständlich das Porträt. Wie aber die 
ldealisirung des Modells Kanon für die rheinische Historienmalerei 
war, so konnte auch die Porträtmalerei der schmeichelnden Verall- 
gemeinerung in Form und Farbe um so Weniger sich entziehen, als 
das Bildniss einen wesentlichen Bestandtheil der T hätigkeit aller 
Historiemnaler daselbst bildete. Von diesen aber haben sich C. Sohn 
(vgl. S. 380 f.) und Th. Efildebrandt (vgl. S. 385) sogar vorzugs- 
weise in demselben bethätigt, der letztere überdiess, wie aus seiner 
bereits besprochenen Richtung als  hervorgeht, mit 
mehr Energie und Wahrheit der Farbe, als der erstere, Weshalb er 
sich auch mit Glück dem männlichen Bildniss widmete, während 
die bis zum Sentimentalen zarte Farbe und vertriebene Technik 
Sohn's für das elegante Damenporträt geeignet und gesucht war. 
Bei dem Paradiren mit sorgfältiger Technik, schöner Farbe und 
gründlicher Ausführung, wie es der ganzen Schule eigen ist, konnte 
jedoch eine geniale und treffende Charakteristik und bestimmte In- 
dividualität von den Düsseldorfern überhaupt nicht oder nurdann 
erwartet werden, wenn jene schwärmerische Romantik und Lyrik, 
in welcher die Meister mit Vorliebe schwammen, in den Modellen 
selbst lag. Dann aber gelang es auch den Düsseldorfern einen Reiz 
zu entfalten, der für manche andere Gebrechen vollauf entschädigte. 
 Von lyrischer Sentimentalität war nun Berlin frei, und Anlage 
und Richtung der dortigen Porträtmaler allerdings mit den Bedin- 
gungen ausgestattet, welche ein wohlgetrotfenes Bildniss voraussetzt. 
Allein dafür blieb die Berliner Kunst am Aeusserlichen bangen, und
	        
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