Realität der gegenwärtigen versöhnend, vermochte er seiner Lehr-
wirksamkeit Umfang und Dauer zu verschaffen.
Neben Steinle darf E. Ihläe, von welchem übrigens im vergan-
genen Jahrzehnte beachtenswerthe Werke religiösen Inhalts aus Rom
nach Deutschland gekommen sind, nur genannt werden. Zur Zeit
ist auch in Frankfurt wie anderwärts Genre und Landschaft in der
Malerei das beinahe Alleinherrschende. Zu ersterem war auch der
begabte M. Oppenlzeim; einer der wenigen hervorragenden Israeliten
der Kunstgeschichte und vormals Historienmaler, bekannt durch seine
jüdischen Familienscenen t), übergelaufen.
Der Eintritt Carlsruhe's in den Reigen der hervorragenden
Kunststädte im Gebiete der Malerei datirt erst aus der neuesten Zeit
und wird später zu betrachten sein. Ebenso hielt auch der Kunst-
aufschwung Stuttgarfs länger zurück als die stattliche Reihe von
Meistern der classicistischen Periode hätte erwarten lassen. Jahr-
zehnte lang wirkte Arzt. Gegenbauer, geb. 1800 zu Wangen unweit
des Bodensees als eine ganz vereinzelte Kraft. Aus Langefs Schule
hervorgegangen, hatte er München eben verlassen, als Cornelius
dahin kam, und somit dessen Einwirkung durch langjährige Empirie
ersetzen müssen. Doch gelangte er in Italien zu einer achtbaren
Höhe der Monumentalmalerei, zu welcher er einen unbesieglichen
Drang in sich fühlte. An Gelegenheit zur Ausübung seiner Kunst
fehlte es nicht, und nachdem er mit seinen Malereien auf Villa
Rosensteintt) Beifall gefunden, ward er mit der Ausmalung von 5 Sälen
des Schlosses zu Stuttgart in grossen historischen Wandgemäldcn
betraut. Die romantische und thatenreiche Geschichte der Grafen
von Württemberg lieferte dankbaren Stoff, welchen auch der Künstler
mit anerkennenswerthem Glück und Talent bewältigte. Bewunderns-
würdig erscheint namentlich die Energie, mit welcher Gegenbauer,
nachdem er sich doch vorher fast ausschliesslich in arkadisch-idyl-
lischem Gebiete bewegt hatte, nun in die mittelalterliche Geschichte
sich zu versetzen und die sentimentale Liebseligkeit seiner frühern
Arbeiten ganz abzustreifen vermochte.
Bernh. Neher, welchen wir bereits in München (S. 347) und
Bilder aus dem altjüdischen Familienleben nach den
B]. Frankfurt. Keller.
H) Der Amor- und Psychemythos im Zimmer der Königin.
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Originalen
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