Malerei
Frankreich.
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rgrossek Sty] der vorausgegangenen Periode verwandelte sich mehr
und mehr in den eleganten Ballet- und Ballstyl der damaligen, und
heidnische Göttinnen, wie christliche Heilige sahen sich genöthigt,
die ausschweifendstcn Concessionen an die Erscheinungen des damali-
gen Hof- und Maitressenlebens in Bewegung und Geberde, ja selbst
im buhlerischen Ausdrucke zu machen. Nicht selten erschienen
geradezu die Porträts der Hofdamen oder anderer Schönheiten mit
oder ohne Costüm als Göttinnen in den-mythologischen oder allego-
rischen Werken. Die asüsse Lieblichkeitc, welche schon bis Mignard
in das 18. Jahrhundert hinaufreicht, äussert sich überdiess nicht 13105
in der Zeichnung, welche allen Gesichtern etwas Verführerisches,
allen Formen etwas weich Rundliches, Fliessendes, xFl-ammendesc
selbst auf Kosten der Bedeutung aller nur mehr der Linienfüh-
rung und der Composition wegen vorhandenen Bewegungen zu
verleihen suchte, sondern auch im Colorit, das nun weich und ver-
schwimmend, und namentlich licht und vorwiegend rosig ward. An
die Stelle des theatralisch affektirten Pathos der Periode Ludwig XIV.
ist eben die leere Aktion des Ballets mit allem unsittlichen Sinnen-
reiz, wie mit allem Aufwand von Schminke getreten.
Selten jedoch machte diese ganze Classe von Malerei Anspruch
auf Selbständigkeit, sondern entsprach fast ausnahmslos nur einem
decorativen Bedürfniss. Weit bedeutender trat dagegen eine andere
Gattung, die Cabinetsmalerei, auf, welche auch der verblendenden
Lebensanschatiting jener Zeit in mehr Wahrheit entsprach, als die
ganz seelenlos gewordene Historien- und religiöse Malerei. Der Be-
gründer dieser Richtung, Ant. Watteau 1721), welcher auch in
Frankreich dem Genre eigene Geltung verschaffte, während vordem
an der Akademie für dasselbe keine Abtheilung und auch nachher
noch lange kein Gattungsname bestand, gehörte noch der Periode Lud-
wig XIV. an. Der Titel eines Peintre de fetes galantes du Roi, welchen
der Künstler bei seiner Aufnahme in die Akademie 1717 erhielt, be-
zeichnet indess das Gebiet Seiner Kunst keineswegs genügend. Diese be-
wegt sich nämlich Vorzugsweise in PaPkSCeneI], ländlichen Festen, (Ion-
Versationen, Concertinos und Dejeuners im Freien, allerdings fast aus-
hahmslos das Genussleben der vornehmen Welt in mehr oder weniger
idyllisch gehaltener Weise schildernd, berückend durch die naive Unbe-
fangenheit und Frische, mit welcher der Künstler seinerseits die oft nicht
S0 harmlosen Vorbilder aus der verkommenen Wirklichkeit in das