Als Veit das letztere, selbst Tizianische Inspiration nicht ver-
leugnende Werk schuf war er indess bereits aus seiner Stellung am
Städeltschen Institut in Folge seines vergeblichen Widerstandes gegen
den Ankauf von Lessings Huss vor dem Concil wieder ausgeschieden
(1843). Seine Schule erlitt jedoch dadurch keine Wesentliche Ein-
busse, indem ihm gerade die hervorragendsten seiner Schüler in sein
Privatatelier zu Sachsenhausen nachfolgten. Auch an bedeutender
Thätigkeit fehlte es nicht, indem ausser einer Reihe von religiösen
Staffeleigemäldenik), von Welchen aber seine letzteren durch duftige
Verblasenheit weniger anziehen, namentlich der Auftrag eines Ge-
mäldecykhus im Nlittelschiff des Domes zu Mainz ihn bedeutender
als je vorher in Anspruch nahmdit). Veit ist in diesen unseres
Ermessens unterschätzt worden, wie ein Vergleich mit den Gemälden
des Speierer Domes leicht anschaulich macht. Namentlich muss
ihm die Rücksicht auf den Styl und Charakter der zu schmücken-
den Räumlichkeit wie auf die Fernewirkung entschieden nachgerühmt
werden.
Von den jüngeren Genossen Veit's ist ausser jenen, Welche sich
wie A. Retlzel, J. Settegast und P. Molitor nur einige Zeit unter
seine Leitung gestellt haben und daher bereits bei Betrachtung der
Düsseldorfer Historienmalerei gewürdigt worden sind, besonders
J. Ed. Steinle, geb. 1810 "zu Wien, hervorzuheben. Wenn auch
nicht zugegeben werden kann, dass dieser seinen Meister in der
religiösen Malerei ebenso übertroffen habe, wie Rethel im Gebiete
der Profanhistorie, so ist doch Steinle's Talent dem Veit's gewiss
nicht nachzusetzen. Zunächst sich Overbeck in Rom auf's engste
anschliessend, hatte er sich 1837 mit Tu-nner an den Fresken einer
Kapelle von S. Trinita in R011] bethätigt. Oelbilder jedoch wie
ltlaria mit dem Kindttt) oder Jakob mit dem Engel ringend, zeigen
bereits entschiedeneren Farbensinn, als ihn die römischen Genossen
besassen oder entfalten wollten, so dass man schon frühzeitig er-
kannte, dass er sich zu Overbeck verhielt, wie Kaulbach zu Corne-
lius. Seit 1838 beschäftigt im Auftrag Bethmann-Hollwvegs die Kapelle
i) Zum Theil in den Besitz des Königs Friedr. Wilhelm IV. vßn Preussen
gelangt. Die Skizze für die Erwartung des Weltgerichts ist oben S. 419 erwähnt.
v") Album der Freskogemälde im Dom zu Mainz. 18 Photographien. Mainz.
Vielfach an G. B. Bellini gernahnend; Belvedere-Gallerie in Wien.