Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

malerei des Dantezimmers der Villa Massimi schien Bürgschaft für 
seine Bedeutung zu geben. Dazu genoss von seinen Staffeleibildern 
wenigstens die Madonna in S. Trinita zu Rom eines weitverbrei- 
teten und gerechten Rulunes; auch war in seinem xGOIJBt am Oelbergec 
für den Dorn zu Naumburg eine tüchtige Probe bereits nach Deutsch- 
land gekommen. Veit entsprach auch, obgleich nicht ganz den 
Wünschen Frankfurts, so doch seinem Rufe bis zu einem gewissen 
Grade. Ja er bequemte sich sogar, obwohl Nazarener und Roman- 
tiker bis in's Mark hinein, den von seiner Umgebung und der Schule 
gestellten Anforderungen wie dem von Cornelius in der Münchener 
Glyptothek gegebenen Beispiele folgend, zu Darstellungen aus dem 
Gebiete der Antike, wie in den Compositionen zu einem Decken- 
gemälde des Museums und in dem schönen Achillesschild nach 
Ilias 18. v. ZIIS-GOSf), in welchen Arbeiten ihn nur die höhere 
Empfindung von einem Classicisten unterscheidet. Diese Abweichung 
von seinem eigentlichen Richtungsgebiete war übrigens für ihn auch 
nicht ohne Vortheil, indem sich wohl vorzugsweise dadurch seine 
Kunst universeller gestaltete als die des Overbeckschen Kreises, 
welcher, wie Hagen bezeichnend sagt  adem Ungeweihten ein Noli 
me tangere zumuthetc. Auch wusste sein etwas breiterer Pinsel im 
Anschluss an die Weise Fra Bartolomnieds die peinliche Sorgfalt 
zu umgehen, welche die Art der N azarener zu monumentalen Arbeiten 
so wenig befähigt macht, und die Empfindung; vielfach in's Klein- 
liche verkrümmelt, wobei er freilich nicht immer der entgegengesetzten 
Klippe der Leerheit zu entgehen vermochte. Diess macht sich weniger 
in seinen kleinen Tafelbildern geltend, wie in der schönen wDar- 
bringung im Tempelc oder in den vdrei Marienwkff), als in seinen 
grösseren Hauptwerken, vdie Einführung der Künste durch die Reli- 
gion in Deutschland, mit den beiden Gestalten der Germania und 
Italiac 1') und in seiner wHimmelfahrt Mariac  
 Federzeichnung mit Gold gehöht. StädePsches Museum Nr. 403. 
l") Die deutsche Kunst in unserem Jahrhundert. Berl. 1857. I. S. 115. 
 Das erstere lith. v. N. Hoff, das letztere gest. v. E. Schuler. 
1-) 1837 vollendet. Zeichnung im Museum zu Darmstadt. Farbenskizze und 
Fresko im StädePschen Museum, gest. v. Schäffer, Gohel und Siedentopf. 
11-) 1846 vollendet. Hauptbild des Frankfurter Domes. Beim Dombrand nicht 
unbedeutend beschädigt befindet sich das Gemälde bis zur Vollendung der Dom- 
restauration im Frankfurter Atelier des.Meisters, dem ehem. Deutschordens- 
hause der Vorstadt Sachsenhausen.
	        
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