Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Saales, für welches der Künstler selbst vkeine rechte Sympathie 
gehabt zu habenc bekennt. Das friesartige Entwickeln mehrer Epi- 
soden in leichter schlichter Märchenerzählung war ihm wie keinem 
Zeitgenossen eigen: das Zusammenfassen einer grossen Begebenheit 
in eine Composition  das eigentliche Historienbild  dagegen war 
ihm versagt. WVir finden ihn hier wieder in dem Fall seiner Arbeiten 
in Carlsruhe oder seines Sängerkriegbildes in Frankfurt und der 
Aufgabe einen mächtigen Stoff ohne die Unterstützung des anmuthigen 
Märchengenräs zu bewältigen nicht gewachsen. Seine künstlerische 
Phantasie wird nicht lebendig in hochdrainatischen Stoffen und findet 
daher auch für dieselben nicht den entsprechenden Ausdruck. Er 
bedarf dazu des Hintergrundes von Waldparthien, Burgen und Hütten, 
welchem kein Künstler den romantischen Duft und die wonnige 
Verklärung zu verleihen vermochte, wie er sie in jeder Linie zu 
zaubern verstand. 
Dagegen sind die Elisabethbilder des Kapellenganges wahre 
Perlen seiner Kunst. Leidet auch das erste Bild wdie Ankunft der 
vierjährigen Braut auf der Wartburgc an mancher stofflichen Un- 
gunst, so ist xdas Rosenwundera, wie der wAbschied Elisabeths vom 
Gemahl auf Nimmerwiedersehene, und wdie Flucht der Verstossenen 
mit den Kinderna unerreicht, so dass selbst das fünfte und sechste 
Bild, vdel" Tod der Heiligena und xdie feierliche Ueberführung der 
Leiche in den Dom zu Marburgc dagegen zurückbleiben. Auch sind 
die sieben YVerke der Barmherzigkeit, wie sie Schwind in Medaillen- 
form zwischen die Elisabethbilder setzte, indem er der h. Land- 
grätin selbst die Rolle der Barmherzigen verlieh, in den häufigen 
Darstellungen dieses Gegenstandes trotz der einfachen Schlichtheit 
dieser Composition wohl nie ausdrucksvoller und in rührenderer 
Schönheit dargestellt worden. 
Von dem, was Schwind nach Vollendung der Wartburggemälde 
noch geschaffen, sind wieder Zwei Märchencyklen hervorzuheben, vdie 
sieben Rabenat) und vdie schöne Melusinatvtt). Wer wäre nicht 
in der Münchener Ausstellung des Jahres 1858 immer wieder zu (lem 
ersteren zurückgekehrt, das selbst in dieser umfassenden Zusammen- 
stellung der neuern deutschen Kunst vielleicht die grösste Zugkraft 
 Im Museum zu Weimar. 
h") Im Besitz des Kaisers von 
Oesterreich.
	        
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