Architekten v. Ritgen wiederhergestellten Schlosse den entsprechenden
farbigen Schmuck zu verleihen, und in der That hätte in ganz
Deutschland keine geeignetere Kraft hiezu gefunden werden können.
Es ist schon erwähnt worden (S. 860) , dass ein den Sängerkrieg
auf der Wartburg darstellendes Gemälde Schwinds (im Städelischen
Museum zu Frankfurt) zu diesem Auftrag die Veranlassung gab.
Es war damit dem Künstler die Gelegenheit geboten, seine Kunst
nach seiner eigensten Herzensstimmung monumental und zur höchsten
Vollendung zu entfalten. Denn die Wartburgsagen mussten ihm,
dem romantischen hlärchenmaler, wohl ebenso als das höchste Ziel
seiner künstlerischen Wünsche erscheinen, wie einem Cornelius das
christliche Epos. Die thatenreiche eigentliche Geschichte der thüringi-
schen Landgrafen dagegen liess er fast unberührt.
Es ist bekannt, dass drei Räume des neu hergestellten Land-
grafenhauses ihren Schmuck durch den Meister erhalten haben, der
Empfangs- und Gerichtsaal der alten Landgrafen, der Sängersaal
und der Gang zur Kapelle. Der erstere ist mit einem breiten Fries
geschmückt, der in 9 Darstellungen folgende Scenen giebt t): Ludwig
der Springer beschliesst mit dem ))Wart' Berg du sollst mir eine
Burg werdena die Erbauung der Veste. Ludwig II., der Eiserne,
auf der Jagd verirrt, wird von dem Schmied im Walde (Landgraf
werde hart!) gebessert. Derselbe zeigt dem Kaiser Friedrich Bar-
barossa die aus seinen Getreuen bestehende Ringmauer. Ludwig
der Heilige tritt dem seinem Zwinger entsprungenen Löwen im
Schlosshofe entgegen. Ludivig verhilft einem vor Würzburg beraubten
Krämer zu Seinem Rechte und zu seinem Esel. Albrecht der Ent-
artete wird von der schönen _Kunigunde von Eisenberg seiner Gemahlin
entfremdet. Lanclgraf Friedrich deckt sein Töchterchen, während
es von der Amme auf dem Wege zur Taufe gestillt wird, gegen
feindlichen Ueberfall. Scenen aus den Kriegen mit Graf Heinrich
von Württemberg und mit den Sternrittern. Den Preis verdienen
vor Allen die Darstellungen des bezaubernden Eintritts der schönen
Kunigunde in den Banketsaal und der Säugung des kleinen Töch-
terchens auf dem Wege zur Taufe. Minder erfreulich erscheint das
den bekannten Sängerkrieg darstellende grössere Gemälde des Sänger-
l
1:) Die Wandgemälde des Landgrafensaales auf der Wartburg v. M.
Holzschnitte von Galver. Text von M. v. Arnswald. Lpz. A. Dürr.
V
Schwind.