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Buch.
VII.
CHP-
Die
Historienmalerei im
ibrigen
De
autschlaml
für die Landesvertretung bestimmten Theil zieren. Verrathen nament-
lich die letzteren ausser ihrer düsseldorfisch-conventioilellen Behand-
lung das dem Meister selbst Fremdartige mittelalterlicher Geschichts-
bilder, so bot dafür der Ballsaal dem Künstler reiche Gelegenheit
zur Entfaltung formaler Schönheit mit allen Reizen einer vorzüg-
lichen technischen Darstellung, die, wie schon früher erwähnt worden
ist, Zll den Hauptvorzügen der ganzen Schule wie des Meisters ins-
besondere gehört. Von den Hauptbildern- zwar dürfte nur die Hul-
digung bei der Hochzeit des Alexander als besonders bedeutsam
hervorgehoben werden, während die Hochzeit des Peleus und der
Thetis etwas leert), der Dionysoszug dagegen als geschraubt bezeichnet
werden muss, wobei überdiess starke Anklänge an Pompejana und
andere Antiken, wie in der Kentaurengrulape, auffallen, und der
Apollonzug vielfach an Reniis Bild in Palazzo Rospigliosi gemahnt.
Anziehender sind die über den Hauptbildern befindlichen lünet-
tenförmigen Gompositionen, besonders die eleusinische Gruppe und
Platons Gastmahl. Noch mehr die acht Gruppen der Künste, zu
welchen ausser den fünf Hauptkünsten auch die Tanzkunst und
Schauspielkunst und überdiess die Verherrlichung Homers gezogen
ist, wobei es allenfalls der geigende Apollo der raphaelischen Stanzen
verantworten mag, wenn die Musiki") sich in der brillant ausge-
führten Umgebung von kleinen und grossen Geigen besonders gefällt.
Als das Gelungenste aber dürfte wohl der Fries der beiden Lang-
seiten zu bezeichnen sein, welcher in acht Abtheilungen die Kinder-
zeit, die gymnischen und musischen Spiele der Jugend, Hochzeit,
Opfer, Winzerfest, Jagd und Alter darstellend, zu den besten
Schöpfungen des Jahrhunderts gezählt werden muss. Die zwanglos
rhythmische Anordnung, der Reichthum und die Schönheit der Motive,
die Klarheit der ausgesprochenen Gedanken erreicht hier die Form-
schönheit des Einzelnen und lässt gelegentliche Reminiscenzen, welche
der sonstigen lebenvollen Originalität der Erfindung einigen Abbruch
thun, übersehen.
Das umfängliche Werk nahm bei der bis an's Peinliche grän-
i) Ueher die Schönheit der Gewandung der Thetis hätte überdiess der
Künstler deren Möglichkeit in der gewählten Form nicht vergessen sollen.
M) In welcher der Künstler seine geistreiche Genlahlin, geborene Schadow,
verewigt haben soll.