politischen Seite genehm, weshalb Rahl ein Privatatelier bezog, das
zugleich seinen Schülern, deren er viele mit sich führte, Raum bot.
Es folgten nun zwanzig Jahre einer fast beispiellosen Thätigkeit.
Doch Wien selbst hatte noch mehre Jahre lang für die Werke RahPs
keinen Maasstab: er malte für einen Frankfurter, für Ungarn, für
nah und fern, nur nicht für seine Heimatstadt.
Endlich war er mit Hansen bekannt geworden, der ihn ersuchte
für die Ausschmückung der Kuppel und der beiden anstossenden
Säle des VVElfÜ-EHIIILISBIJIIIS Zeichnungen zu entwerfen. Die geistvollen
Entwürfe dieser Ausschmückung nun, für welche der Künstler in
zwei Jahren (1852-1854) alle Kräfte einsetzte, liessen nur das Gross-
artigste erwarten und ernteten selbst den seltenen Beifall eines Cor-
nelius. Es sollten dabei die Kriege und nur jene verherrlicht werden,
die zur Erhaltung der Nationalität, Erweiterung der Cultur, zur Ver-
theidigung des Heimatherdes und zur Befestigung des Rechtszustandes
geführt wurden. Diese Hauptmotive liess er zunächst durch vier
biblische Persönlichkeiten vertreten, welche von der Kuppel gleichsam
wie höhere Vorbilder aus Goldgrund herabschauen sollten, nemlich
Gideon als Befreier von der Fremdherrschaft, Josua als Verbreiter
der Gultur, David als Vertheidiger des Heimatlandes und der Erz-
engel Michael als Schützer des göttlichen Rechtes. Den Kuppelrand
sollte dann ein Fries schmücken, in welchem Darstellungen aus der
römisch-germanischen Urgeschichte des Landes sich cyklisch abspielten.
Die vier grossen Lünetten (Bogenfelder) unterhalb aber sollten die
Bilder von vier Hauptsiegen ausfüllen, welche mit den biblischen
Gestalten in Bezug zu setzen waren, so dass unter dem Landesbe-
freier Gideon die Befreiung der Ostmark durch Karl des Grossen
Avarensieg; unter dem Culturverbreiter Josua die Erstürmung Von
Ptolemais durch Leopold den Tugendhaften; unter David als Ver-
theidiger der Heimat der Sieg Friedrich des Streitbaren über die
einbrechenden Mongolen bei Neustadt, und unter Michael der Sieg
Rudolphs von Habsburg über Ottaker auf dem Marchfelde, der Sieg
des Rechts über Usurpation darzustellen war. Für die Bogenzwickel
endlich waren die allegorischen Figuren der Cardinaltugenden, Stärke,
Gerechtigkeit, Weisheit und Frömmigkeit entworfen. Die beiden
anstossenden Säle hatte er zur Aufnahme von Darstellungen aus der
österreichischen Geschichte einerseits von Max I. bis Karl VI., ander-
seits von Maria Theresia bis zur Gegenwart ausersehen, während
Reber, Kunstgeschichte. 29