Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

politischen Seite genehm, weshalb Rahl ein Privatatelier bezog, das 
zugleich seinen Schülern, deren er viele mit sich führte, Raum bot. 
Es folgten nun zwanzig Jahre einer fast beispiellosen Thätigkeit. 
Doch Wien selbst hatte noch mehre Jahre lang für die Werke RahPs 
keinen Maasstab: er malte für einen Frankfurter, für Ungarn, für 
nah und fern, nur nicht für seine Heimatstadt. 
Endlich war er mit Hansen bekannt geworden, der ihn ersuchte 
für die Ausschmückung der Kuppel und der beiden anstossenden 
Säle des VVElfÜ-EHIIILISBIJIIIS Zeichnungen zu entwerfen. Die geistvollen 
Entwürfe dieser Ausschmückung nun, für welche der Künstler in 
zwei Jahren (1852-1854) alle Kräfte einsetzte, liessen nur das Gross- 
artigste erwarten und ernteten selbst den seltenen Beifall eines Cor- 
nelius. Es sollten dabei die Kriege und nur jene verherrlicht werden, 
die zur Erhaltung der Nationalität, Erweiterung der Cultur, zur Ver- 
theidigung des Heimatherdes und zur Befestigung des Rechtszustandes 
geführt wurden. Diese Hauptmotive liess er zunächst durch vier 
biblische Persönlichkeiten vertreten, welche von der Kuppel gleichsam 
wie höhere Vorbilder aus Goldgrund herabschauen sollten, nemlich 
Gideon als Befreier von der Fremdherrschaft, Josua als Verbreiter 
der Gultur, David als Vertheidiger des Heimatlandes und der Erz- 
engel Michael als Schützer des göttlichen Rechtes. Den Kuppelrand 
sollte dann ein Fries schmücken, in welchem Darstellungen aus der 
römisch-germanischen Urgeschichte des Landes sich cyklisch abspielten. 
Die vier grossen Lünetten (Bogenfelder) unterhalb aber sollten die 
Bilder von vier Hauptsiegen ausfüllen, welche mit den biblischen 
Gestalten in Bezug zu setzen waren, so dass unter dem Landesbe- 
freier Gideon die Befreiung der Ostmark durch Karl des Grossen 
Avarensieg; unter dem Culturverbreiter Josua die Erstürmung Von 
Ptolemais durch Leopold den Tugendhaften; unter David als Ver- 
theidiger der Heimat der Sieg Friedrich des Streitbaren über die 
einbrechenden Mongolen bei Neustadt, und unter Michael der Sieg 
Rudolphs von Habsburg über Ottaker auf dem Marchfelde, der Sieg 
des Rechts über Usurpation darzustellen war. Für die Bogenzwickel 
endlich waren die allegorischen Figuren der Cardinaltugenden, Stärke, 
Gerechtigkeit, Weisheit und Frömmigkeit entworfen. Die beiden 
anstossenden Säle hatte er zur Aufnahme von Darstellungen aus der 
österreichischen Geschichte einerseits von Max I. bis Karl VI., ander- 
seits von Maria Theresia bis zur Gegenwart ausersehen, während 
Reber, Kunstgeschichte. 29
	        
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