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III.
Buch.
CRIL
Die
Historienmalerei
in
Prag
und
Wien
nicht mit Unrecht die gegenüberstellen mm Führiclfs Meisterwerke
unbeeinträchtigt geniessen zu können, darf manfseine Schrift von
der Kunst nicht gelesen habenc.
Die Fresken der Altlerchenfelderkirche, Welche er ebenfalls in
einer Brochüre commentirte, nahmen die Zeit von 1854-1861 in
Anspruch. Die Malereien des Presbyteriums, welche zumeist von
seiner Hand sind, zeigen, dass er die Romantik und die damit ver-
bundene Neigung sich an die altdeutschen Meister anzulehnen, voll-
kommen verlassen und sich entschieden den Altflorentinern genähert
habe, was nicht sofort nach seinem italienischen Aufenthalte her-
vorgetreten war. Nur ein gewisser genrehafter Zug war zurück-
geblieben, welcher ihn zu besonderer Vorliebe für das Idyllische und
F amilienhafte der heiligen Geschichte drängte, wozu er übrigens
durch eine seltene Versenkung in seinen Stoff auch nach seiner
materiellen Seite hin vorzüglich befähigt war. Dieser Neigung ver-
mochte er in Einzelbildern und cyklischen Illustrationscompositionen
noch mehr zu genügen, als bei jenen epischen Aufgaben. Kleinere
Statfeleibilder, wie wder Gang nach dem Oelbergect) und besonders
das unvergleichliche Bild wder Gang Marias über das Gebirgec tt)
erheben sich zu. wunderbarer Schönheit. Erscheint uns des Künst-
lers Wortttt): wAlS der Fuss der Gebenedeiten durch Feld und
Haine und Gebirge wandelte, ward die Natur von der Gnade berührt;
ihre erstorbenen Züge belebten sich mit neuem Leben unter dem
Strahle unbedingter, gänzlich unentweihter Schönheitc, als eine im
didaktischen und beweisführenden Vortrage unstatthafte Schwärmerei,
so ist die poetische Schönheit dieses Gedankens im xGang Mariensc
mithin im Kunstwerk unbestreitbar. Zugleich lehrt der Vergleich
dieses mit dem ebenfalls im Belvedere befindlichen Werke xdlß Ein-
wohner Jerusalems sehen kurz vor der Eroberung der Stadt durch
Antiochus Epiphancs in feurigen Wolken die Erscheinung einer
Beiterschlachtc, wie ungleich geringer die Gabe, eine bewegte Hand-
lung darzustellen, dem Meister verliehen war, dessen Domäne das
Liebliche, Beseligende und Trostreiche war. Auf diesem Gebiete
bewegte er sich auch im letzten Jahrzehent ausschliesslich, indem
Im Besitz des Hrn. Ferstel in Wien.
w") 1841 Belvedere-Gallerie in Wien.
m'a) V01! der Kunst IV. S. 35.