Die
Wiener
religii
Schule.
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schofsky sich an ihn anschlossen, ward die Berufung Rubens als
Akademiedirektor (1852) so ziemlich wirkungslos, besonders da dieser
es nicht mehr über sich gewann oder wagen wollte, sich auch anders
als blos lehrend, nemlich durch epochemachenrle Selbstthätigkeit zu
lnanifestiren. Führichs Name dagegen kam in aller Mund, nach-
dem es ihm gelungen war, durch seine Malereien in der neuen
Johanneskirche an der Jägerzeil sich einen umfassenden monumen-
talen Auftrag, die Ausmalung der Altlerchenfelderkirche, zu erringen
und in diesem, zu welchem er alle ihm richtungsverwandten Kräfte
heranzog, seine Fittiche mächtig zu entfalten. Diese Kirche wzu den
Sieben Zufluchtene wurde für die YViener religiöse Malerschule das,
was die Kirche auf dem Apollinarisberge für die Düsseldorfer, und
wenn auch in künstlerischer Beziehung weder so einheitlich, da die
Gehilfen Führers nicht so gleichmässig geschult und begabt Waren,
wie die Degens, noch so künstlerisch vollendet, da Führer damals
noch nicht auf der vollen Höhe seiner Entwicklung stand, so
gewannen doch diese Malereien höhere Bedeutung als jenes Düssel-
dorfer Werk, indem sie den Anstoss zu einer Reihe von Monumen-
talschöpfungen der Malerei und zwar nicht blos auf religiösem Ge-
biete, gaben. z
Die siegreiche Wirkung der Kunst Führiclfs beruhte zum nicht
geringen Theile auf einem Umstande, der nicht Lmterschätzt werden
darf, nemlich auf dem stylbildenden Einklange seiner Ueberzeugung
mit seiner Kunst. Ein religiöser Maler muss Religion haben; denn
ohne diese hat er für seinen Gegenstand nur formales Interesse.
Man kann es daher dem, der für kirchliche Zwecke malt, nicht allzu
sehr verargen, wenn er ein eifriger Katholik oder Protestant ist.
Halten wir diess fest, so werden wir seinen wie Overbeck's Zelotis-
mus einigermassen entschuldigen können, wenn auch Führich's Eifer
über die Bethätigung in seiner Kunst_ hinausging. Die gedrllßkte
Kunstscholastik wenigstens, welche er der kunstfreundlichen Welt
geboten t), hätte er sich und ihr ersparen können, und wenn Hottner
von Rahl sagte, um ihn ganz zu erkennen, muss man ihn schaffen
sehen und reden hören, so konnte dieser Behauptung Ranzoniör)
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F ühricla.
Von
der
Kunst.
4
Hefte.
Wien
1866-