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llI.
Buch.
CHP-
Die
in
Historienmalerei
Prag
und
Wien.
Der religiösen Kunst hatte Ruhen, der doch seine ersten Erfolge
zu München in diesem Gebiete errungen hatte, an der Spitze der
Prager Schule Weniger Aufmerksamkeit gewidmet, so dass die naza-
renische Tradition, wie sie Tkadlik begründet, in der böhmischen
Hauptstadt keine bleibende Stätte fand. Denn des letzteren talent-
vollster Schüler Jos. Führickf), geb. 1800 zu Kratzau in Böhmen,
fühlte sich nur in seinen Lehrjahren an Prag gefesselt. Er war
noch unter Berglefs Direktion 1816 an die-Prager Akademie gelangt,
hatte aber hauptsächlich durch Cornelius" Faustcyklus, den Carton
xSOphTOTIlEI und Olint am Scheiterhaufene von Overbeck und einige
Dürer-Blätter angeregt, nach mehrjährigem akademischen Unterricht
mit Tkadlik den romantisch religiösen Weg betreten, auf welchem
er sich durch einen englischen Gruss in altdeutscher Art gemalt,
durch weine Geburt Christia, wVersuchung des h. Antoniusk und
einen xMOSGS mit den Gesetztatelncff") frühzeitig bekannt machte.
Doch die Richtung seines Lehrers auf Legendariseil-Historisches ver-
anlasste auch ihn, der mit solchen Sujets seine ersten Versuche
gemacht fff), der christlichen Legende den Vorzug zu geben, indem
er einerseits in dem xTraum des h. Bernhard in der Christnachta
und in xS. Catharina unter den Gelehrten von Alexandriax, ander-
seits in cyklischen Compositionen zu Tieck's Genovefa-f) allen An-
forderungen der damaligen literarischen Romantik gerecht wurde.
Durchaus romantisch ist auch der Gyklus vVater unsere 1-1) aufge-
fasst, indem die einzelnen Bitten des Gebetes durch mittelalterliche
Scenen, wie wein Ritter mit seiner Hausfrau zur Kirche gehende
sein Rittersmann Abschied nehmende u. s. w. mehr oder Weniger
passend individualisirt erscheinen, und so begreift sich auch, dass
gleichzeitig eine h. Familie, als seiner damaligen entschieden anti-
1') Selbstbiographie des Künstlers in der „Libussa", Prag 1844, in neuer Aus-
gabe zum Führich-Jubiläunl 1875 mit Anmerkungen erschienen. ILZinnnerulvann,
biographische Skizze. Zeitschr. f. bild. K. 1868. S. 181. fg.
i") Sämmtlich 1824 in der Prager Kunstausstellung.
f") (1817.) {Einsiedler Jwan von Herzog Borwog im Walde aufgefunden", und
"Tod des Otto von Wittelsbach".
T) 15 Federzeiclmungen von 1825. Die 1,5 Radirungen 1834 in der Boh-
manxfschen Kunsthandlung zu Prag erschienen, zeigen wesentliche Umänderungen,
die nach seinem römischen Aufenthalte entstanden sind.
TT) In 9 Blättern von dem Künstler selbst radirt. Prag 1826.