Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Kaull 
mch 
Shakespez 
Goethe- 
und 
Schillercyklen. 
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zu oft Idealität und Modellrealität in uiierqtiickliclleii Conflikt kommen. 
Mehre Blätter zeigen auch, dass jenes schroffe Nebeneinander von 
Schön und Hässlich, von Edleni und Gemeinem, wie es dem Dichter 
bis zu den hochgradigen Contrasteffekten des britischen Dramaturg-en 
gestattet ist, in der bildenden Kunst verfestigt als ewig ungelöste 
Disharmonie sich schwerer erträgt, und dass hässliche Affekte vor- 
übergehender Art im Bilde festgehalten immer den Eindruck -der 
Verzerrung erwecken. Gleichwohl gehören wMacbeth und die Hexena 
Wie slllaclaeth sich zum letzten Kampfe wappnenda zu seinen besseren 
Schöpfungen. Seiner Forinenlust zusagender musste ein Goethecyklus 
sein unter dem Titel wGoethes Frauengestaltena, in Stich, Photo- 
graphie und Phototypie weitverbreitetö). Dafür gebricht es diesen 
Werken einigermassen an der Empfindung und Tiefe, ein Mangel, 
der sich gerade hier in den feinfühligen Wesen der G0ethe'schei1 
Poesie mehr als irgendwo aufdrangt. Immerhin aber werden einige 
dieser Blätter, wie die Scene von Sesenheim und Lotte aus YVerther 
durch ihre gediegene Schönheit und durch eine Zeichnung, die viel- 
leicht beispiellos genannt werden kann, und mehr als wkalligraphische 
Schönheite und vtGClIIIlSCTIB Eleganzwr) ist, ihren Werth für alle 
Zeiten bewahren. Die Schillergallerie aber, zu welcher er aus Wil- 
helm Tell den werfolgten Baumgarten am stürinenden Seee und 
den vSpfUHg an der Tellsplattea, aus Maria Stuart wdie Begegnung 
im Gartenaföf) und den wAbschied vor der Hinrichtunga, aus der 
Jungfrau von Orleans wdlß Visionmt), aus Don CaFlOSa den ßTOd des 
Marquis Posae schuf, überliess der Meister anderen, A. Müller, 
Th. Pixis, C. Jäger, R. Beyschlzig und W. Lindenschmidt zur Fort- 
setzung. Denn der Trieb zu monumentaler Thatigkeit und selbst 
gelegentliche Lust nach der Palette liess den Meister an der Gleich- 
artigkeit jener Arbeit ermüden. Leider waren bestimmte Aufträge 
zu monumentalen Arbeiten nicht mehr an ihn gelangt, auSSeF ZU 
den mir unbekannt gebliebenen Darstellungen aus der Geschichte 
 Die Originale in F. Bruckmann's Kaulbachgallerie, gest. v. R. Stang. 
J. L. Raab, H. Saclis, E. Schäfer, Fr. Weber, E. Mandel, A. Schulteiss u. A, 
H) lll. Th., Kaulbacli als Illustrator der deutschen Classiker. Lützow Zeit. 
schritt f. b. K. 1866. S. 37 fg.  118 fg. 
im") Für einen amerikanischen Besteller auch in Oel ausgeführt. 
T) Zum 'l'l.1eil im Besitz von F. Bruckmann und von diesem in Photographie 
_und Phototypie vervielfältigt, z. Th. im Besitz des Königs Ludwig H. v, Bayern,
	        
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