Zweites
Oapitel.
Nacht.
Kunstzustände
vom Anfang des
bis um 1770.
Jahrhunderts
Das 18. Jahrhundert pflanzte schon in seinem Beginn auf
den Verfall, wie es denselben vom vorausgegangenen Saeculum
herübergeerbt hatte, noch die Verwilderung eines langwierigen, über
ganz Mitteleuropa ausgebreiteten Krieges, des spanischen Erbfolge-
krieges. Namentlich das Herz Europas, Deutschland, welches sich
eben erst von den langwierigen Naclnvehen des dreissigjährigen
Krieges, in dessen Periode es von Frankreich in jeder Beziehung
überflügelt worden war, erholt hatte, war dadurch und vorab in
seiner grösseren Südhälfte für den Wettstreit um die erste Cultur-
stelle neuerdings kampfuntüchtig geworden. Die geistige Suprematie,
Welche dagegen Frankreich damals über Europa gewonnen, war selbst
durch die Unglücksfälle dieses Krieges nur vorübergehend erschüttert
worden, seit dem für Ludwig XIV. unerwartet glücklichen Ende des-
Selben aber sogar noch erstarkt. Eine Reihe von Jahren ist daher
auch nur mehr wenig von direkten italienischen Einflüssen zu ver-
spüren, alles leitet sich durch die französischen Kanäle, die damals
trüber als je zu spenden begannen.
Das Sinken Italiens in politischer und socialer Beziehung, die
EPSChlaffung aller materiellen und geistigen Kräfte hatte so rapide
Fortschritte gemacht, dass davon auch der Spiegel alles Culturlebens,