Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Kaulbaclfs ÄNandgemälde 
Treppenhause 
des 
M1 
1seum's. 
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Tendenz, Ritterlichkeit, Frauendienst u. s. w. sind zwar angedeutet, 
aber nicht in einer dem Culturbild genügenden Weise, indem die 
specifisch christliche Action überwiegt. Umsomehr contrastirt das 
weltbekannte letzte Bild, welches den Uebergang zur Neuzeit, die 
Reformation im Gebiete der Religion, Wissenschaft und Kunst zum 
Gegenstande hat. Es lag dem Künstler nach seiner Stellung der 
Religion gegenüber ferne, den Reforrnatoren die imposante und die 
ganze Composition beherrschende Stellung zu übertragen, wie dem 
Homer in der vBlÜÜIG Griechenlandse; doch war es unvermeidlich, 
sie, wenn auch etwas in den Hintergrund gerückt, in das nach seinem 
Standpunkt etwas conventionelle (Zentrum zu stellen. Vertreter der 
Künste und der profanen Wissenschaften nahmen sein Herz, und 
folgerichtig auch den Raum, weit mehr in Anspruch und verleihen 
dem Werke, das mehr als alle anderen Hauptgemälde die Cultur- 
epoche wirklich giebt, wohl seinen Ilauptiverth. Wird dabei der 
Mangel an Gesammtbeziehung gerügt, so ist nicht zu vergessen, dass 
auch damit das Wesen der Epoche ausgesprochenwvird, welche die 
Gemeinsamkeit der Ziele und die Massenthätigkeit des früheren Cul- 
turlebens brechend das Individuum entfesselte. 
Die logische Lückenhaftigkeit dieses culturgeschichtlichen Cyclus 
sollte indess durch die Nebenwerke einige Ergänzung finden, welche 
in den übrigen Wandfeldern, den vier T rennungsstreifen zwischen 
den Hauptbildern und im Friese reichlichen Raum fanden. Zunächst 
durch die allegorischen Darstellungen der Haupthebel aller Cultur, 
der Kunst und Wissenschaft wie der Quellen derselben, der Sagett) 
und Geschichte, (über den Thüren des Obergeschosses) und durch die 
Allegorien der vier Künste: Architektur, Plastik, Malerei und Graphik (an 
den Fensterwänden); dann durch die Bildnisse von vier culturhistorisch 
besonders bedeutsamen Persönlichkeiten Moses für den antiken Orient, 
Solon für den antiken Occident, Carl der Grosse für das fränkisch-ita- 
lische Weltreich, Friedrich der Grosse {ursprünglich war Barbarossa 
beabsichtigt) für das neue Deutschland, über welchen allegorische Ge- 
stalten die betreffenden Länder versinnlichen. Reicher und zusammen- 
hängender werden die weltgeschichtlichen Symbole in den grau in 
grau ausgeführten ztvölf Pilastern, welche die Hauptbilder begriinzen; 
am befriedigendsten aber fasst sich der gesammte Stoff in dem 
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In 
Üel 
Raczynski 
(Gallerie 
ausgeführt.
	        
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