so steht doch die Schönheit und deren künstlerische Vertreter, ein
Homer und Phidias, als der ewige Typus für Hellas vor aller
Augen da.
Die beiden folgenden Bilder, Zerstörung von Jerusalem und
Hunnenschlacht, erfüllen ihre Aufgabe nicht ganz. Denn der Sieg
des Christenthums im ersten, wie der Untergang des RönlerthlllllS
im letzteren sind in denselben mehr angedeutet als dominirend aus-
gesprochen; der Schwerpunkt liegt auf einer anderen Seite. Nament-
lich im letzteren, wo der Ausgang unentschieden erscheint und über-
diess ein Volk als Träger des Culturkampfes erscheint, welches zwar
den Anstoss zu jener Völkerbetvegtmg gab, die dem Römerthum den
Untergang bereitete, 'we1ches aber im weltgeschichtlichen Epochenbild
unmöglich für die Germanen substituirt werden durfte. Die beiden
für sich, wie früher gezeigt worden ist, gewiss höchst grossartigen
und hochbedeutenden Werke prangen hier, nicht weil sie sich der
Phantasie des Künstlers als die entsprechenden Repräsentanten der
Epoche darstellten, sondern weil sie bereits vorhanden waren und
ihre Wiederholung an sich nicht erquicklich erscheint daher
xiorzugstveise als Arbeitsersparung. Auch das fünfte Bild xdie Kreuz-
fahrer vor Jerusalema geht auf einen älteren ausserhalb des Zu-
sammenhanges des Treppenhauscyclus hergestellten Entwurf zurück;
doch lässt sich nicht leugnen, dass der erste Kreuzzug die Blüthe
des Mittelalters, die siegreiche Verbindung von Religion und Ritter-
thum darstelle. Nur ist das Werk weniger als die übrigen symbo-
lisches Epochen- als vielmehr Geschichtsbild. Verfasser muss sich
den gegnerischen Stimmen und dem zu weit gehenden ästhetischen
Kampf gegen Symbol und Allegorie gegenüber durchaus auf den
Standpunkt stellen, dass nach der ganzen Art des Unternehmens
hier nur eine symbolische Combination am Platze sein könne; denn
eine Culturgeschichte der Menschheit lässt sich nicht in sechs geschicht-
lichen Ereignissen concentriren. Diese können nur dann mit Fug
gewählt werden, wenn sie nur den Hintergrund bilden und so be-
handelt sind, dass die culturgeschichtlichen Ursachen und Wirkungen
genügend betont sind und das Epochebildcnrle zum umfassenden
Ausdruck kommen kann. Den Kreuzfahrern gegenüber, in welchen
diese Forderungen nicht erfüllt sind, wird Niemand sich des episo-
dischen Eindrucks erwehren und das vereinzelte F aktüm für aMittel-
alter und Ritterthunic nehmen können. Ascese, transcendentale