Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

u-theilung. 
Cornelius und 
Kaullvach. 
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verargen sein, wenn es sich dem Meister abwandte, den es nicht 
verstand.  
Es konnte diess in Berlin um so leichter geschehen, als gleich- 
zeitig ein anderer Meister daselbst aufgetreten wer. de? Clllfßh Sein 
eminentes und umfassendes Talent sich alle Gßlllülllßl" wie im Sturm 
eroberte, W Kaulbaclfi). Er war nach Vollendung (lGY vZerstörung 
von Jerusalems 1847 nach Berlin gegangen, um den schon einige 
Jahre früher erhaltenen Auftrag auszuführen, (las grossartige Treppen- 
haus des Neuen Museums mit Wandgemälden zu zieren. Der Meister 
hatte in den beiden grossen Coinpositioncn, die er in München 
geschaffen, in der Hunnenschlacht und der Zerstörung Jerusalems 
seinen Styl zur vollsten Reife entwickelt, freilich in einer Weise, in 
welcher Cornelius, der die Bedeutung des Schülers niemals verkennen 
konnte, doch den entschiedensten Abfall von seiner Lehre sehen 
musste. An die Stelle der christlichen Anschauung, wie Sie den 
Altmeister beherrschte, war eine heidnische, hellenische, an die Stelle 
der supranaturalistischen Quelle, welche sich kaum bis zum Mensch- 
lichen herabliess, umgekehrt die Vergötterung des rein Menschlichen, 
an die Stelle des göttlichen Geistes und der Offenbarung der Weltgeist, 
der Geist der Geschichte getreten. Cornelius vertrat einen Stand- 
punkt, der in Berlin, wo das positive Christenthum nur mehr einen 
kleinen, wenn auch erlesenen Kreis von Verehrern zählte, über- 
wunden schien; Kaulbach dagegen hatte sich dem Panier des moder- 
nen Geistes angeschlossen, welches von der Wissenschaft getragen 
nicht blos (lesscn berufene Vertreter, sondern auch die Masse des 
Publikums um sich versammelte. 
Dazu kam aber noch ein Umstand, welcher den Vorzug, den 
man Kaulbach vor Cornelius gab, in gewissem Sinne rechtfertigte- 
Da  die Kunst um ihrer selbst willen da ist und in ihrer Erschei- 
nung Ursache und Zweck darbieten soll, so erfüllt nothwendig jenes 
Werk ihre Aufgabe nur unvollkommen, dessen Erscheinung hinter 
dem geistigen Gehalte nach irgend einer Seite zurückbleibt. Denn 
diese Erscheinung muss nicht blos bedeutend, wahr und tief, sondern 
sie muss auch formal schön sein, da sie in der Form auftritt. Es 
i") Fr. Eggers. Die Arbeiten Kaulbaclfs im Neuen Museum in BpflhL D, 
Sches Kunstblatt 1850. Nr. 44. 45. 93. 1851. Nr. 42. 43. 44. 1952 Yl- 31 
35. 42. Regnet, Münchener Künstlerhilder l. S. 227 fg.   
	        
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