u-theilung.
Cornelius und
Kaullvach.
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verargen sein, wenn es sich dem Meister abwandte, den es nicht
verstand.
Es konnte diess in Berlin um so leichter geschehen, als gleich-
zeitig ein anderer Meister daselbst aufgetreten wer. de? Clllfßh Sein
eminentes und umfassendes Talent sich alle Gßlllülllßl" wie im Sturm
eroberte, W Kaulbaclfi). Er war nach Vollendung (lGY vZerstörung
von Jerusalems 1847 nach Berlin gegangen, um den schon einige
Jahre früher erhaltenen Auftrag auszuführen, (las grossartige Treppen-
haus des Neuen Museums mit Wandgemälden zu zieren. Der Meister
hatte in den beiden grossen Coinpositioncn, die er in München
geschaffen, in der Hunnenschlacht und der Zerstörung Jerusalems
seinen Styl zur vollsten Reife entwickelt, freilich in einer Weise, in
welcher Cornelius, der die Bedeutung des Schülers niemals verkennen
konnte, doch den entschiedensten Abfall von seiner Lehre sehen
musste. An die Stelle der christlichen Anschauung, wie Sie den
Altmeister beherrschte, war eine heidnische, hellenische, an die Stelle
der supranaturalistischen Quelle, welche sich kaum bis zum Mensch-
lichen herabliess, umgekehrt die Vergötterung des rein Menschlichen,
an die Stelle des göttlichen Geistes und der Offenbarung der Weltgeist,
der Geist der Geschichte getreten. Cornelius vertrat einen Stand-
punkt, der in Berlin, wo das positive Christenthum nur mehr einen
kleinen, wenn auch erlesenen Kreis von Verehrern zählte, über-
wunden schien; Kaulbach dagegen hatte sich dem Panier des moder-
nen Geistes angeschlossen, welches von der Wissenschaft getragen
nicht blos (lesscn berufene Vertreter, sondern auch die Masse des
Publikums um sich versammelte.
Dazu kam aber noch ein Umstand, welcher den Vorzug, den
man Kaulbach vor Cornelius gab, in gewissem Sinne rechtfertigte-
Da die Kunst um ihrer selbst willen da ist und in ihrer Erschei-
nung Ursache und Zweck darbieten soll, so erfüllt nothwendig jenes
Werk ihre Aufgabe nur unvollkommen, dessen Erscheinung hinter
dem geistigen Gehalte nach irgend einer Seite zurückbleibt. Denn
diese Erscheinung muss nicht blos bedeutend, wahr und tief, sondern
sie muss auch formal schön sein, da sie in der Form auftritt. Es
i") Fr. Eggers. Die Arbeiten Kaulbaclfs im Neuen Museum in BpflhL D,
Sches Kunstblatt 1850. Nr. 44. 45. 93. 1851. Nr. 42. 43. 44. 1952 Yl- 31
35. 42. Regnet, Münchener Künstlerhilder l. S. 227 fg.