sein, und wurde ihm um so unerquicklicher und der öffentlichen
Stimmung gegenüber nachtheiliger, als die Malereien, zu, welchen er
als wirklich thätigen Stellvertreter seinen Freund G. Herrmann aus
München berufen hatte, in manchem Betrachte misslaimgen. Sonst
benutzte er die Pause in eigener monumentaler Thätigkeit zur Aus-
führung seines schon früher von dem Grafen Baczynski bestellten
Oelbildes, adie Höllenfahrt Christiaf"), in ebenfalls nicht glücklich
gewählter Zeit und Weise. Es war für die Ludwigskirche nach dem
ersten erweiterten Programme entworfen worden und eignete sich
weniger zum Staffeleibilde als zur Wandmalerei in grösseren Dimen-
sionen. Die Oelmalerei, nie des Meisters Stärke, war ihm nach
zwanzigjiiliriger ausschliesslicher Carton- und Frescothätigkeit nicht
geläufiger geworden. Die Farbenzusannnenstellung ist unleugbar hart,
und namentlich in den Gewändern finden sich selten die sich ent-
sprechenden Licht- und Schattenfarben, wodurch das Colorit häufig
etwas schillernd Unwahres erhält. Ferner lässt die Sorgfalt der
Ausführung doch vielfach das spezielle ltilodellstudium vermissen,
was in der Lapidarschrift und idealen F ormverallgeineinerung des
Fresco nicht blos Weniger auffällt als im Oelbild, sondern sogar dort
gerechtfertigt erscheint. Ebenso tritt hier die etwas gereckte Art
und Geberde, welche an den Wandgemälden den Eindruck mächtiger
Grossartigkeit steigert, unangenehm entgegen. Die Arme des Hei-
lands erscheinen geradezu gespreizt; der Linienzug ist überhaupt
nicht selten unschön, wie an den parallelen Armen bei den Männern,
und der Ausdruck erscheint manchmal starr und outrirt. Ja, der
unter allen Malern der Neuzeit unübertroffene Meister der Raum-
benutzung; erscheint nun selbst hierin schwach. Ohne Grund steht
der Heilantl zu weit zur Linken, und auch die Seitengruppen sind
nicht an der ihnen nach dem architektonischen Gleichgewicht einer
Composition zukommenden Stelle. Ich schreibe diese Beurtheilung
laeinahe wörtlich nach meinen vor dem Bilde und nach langer Be-
trachtung gemachten Notizen und finde nach dem mir gebliebenen
Eindruck im Einzelnen nichts daran zu ändern. Doch ist mir völlig
klar geworden, worin diese Gebrechen zumeist beruhen. Das Bild ist
nemlich styllos: im Frescostyl gedacht und gezeichnet, wurde es in
ungenügender Uebersetzung in Oel auf Leinwand übertragen. Die
Raczynskigal
Berlin.
Nr