A rchitektur
in
Deutschland.
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Weise zurücktreten, wie diess bei den Schtvesterkünsten schon früher
geschehen war. Bis hieher hatte namentlich der Cultbau an der
gothischen Tradition festgehalten, welche in den Kirchen selbst noch
tief ins 17. Jahrhundert hineinragt. Als nun auch dieser in die
Strömung gezogen wurde, lag der mehr directe Einfluss von Italien
besonders in katholischen Ländern in der Natur der Sache. Von
den zwei hervorragendsten Beispielen hiefür enthält jedoch die Würz-
burger Universitätskirche noch mehr einheimische Elemente als die
in demselben Jahre (1582) begonnene Jesuitenkirclie zu München,
bei welchem höchst grossartigen und gediegenen Werke der Sieg der
Theoretiker und italienisch geschulten lllanieristen entschieden ent-
gegentritt. Dieselbe architektonische Stellung, vielleicht einigermassen
durch niederländische Einflüsse alterirt, zeigt das stattlich angelegte
und im Detail von Schönheiten strotzende Schloss des Churfürsten
Maximilian I. von Bayern zu llrlünchen, dessen Herstellung jedoch
den Schluss der baukünstlerischen Thätigkeit Deutschlands für ein
halbes Jahrhundert bilden sollte. Denn während des dreissigjährigen
Krieges und noch einige zur Erholung der Nation nöthige Jahrzehnte
darauf ruhte namentlich die monumentale Kunst fast gänzlich, welche
überdiess während dieser Periode, der Verschiebung des politischen
Schwergewichts entsprechend, auch ihren Schauplatz von dem bisher
vorzugsweise thätigen Süddeutschland nach dem Norden verlegte.
Churftirst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Begründer
der preussischen Grösse, ist auch als der Begründer der Bedeutung
Berlins t), das vorher in dem Culturleben Deutschlands noch fast keine
Rolle gespielt und an der Entwicklung der Renaissance-Architektur nur
geringen Antheil genommen, zu betrachten. Wie sich dieser grosse Chur-
fürst in Sachen der Kunst überhaupt vorwiegend auswärtiger, aus Hol-
land bezogener Kräfte, worunter die Maler G. Coques und G. Honthorst
zu nennen sind, bediente, so legte er auch seine Bauunternehmungen
in die Hände von Ausländern, unter welchen J. A. Nering hervor-
ragt. Es ist bezeichnend ftir die Richtung des preussischen Staates,
wie sie seit dem grossen Churftirsten bis auf unsere 'l'age als die
vorherrschende sich darstellt, dass auch der monumentale Auf-
schwung seiner Hauptstadt mit der Erbauung des Zeughatises begann,
welches noch jetzt als eine der Zierden Berlin's und als Zeugniss
W saß-im,
s) (L Womnanny die Baßgßesych-[bpiirlgegä 1 s bis auf die tjegemvarh 1871.