Fünftes
Oapitel.
Historienmalerei
in
Berlin.
Berlin, welchcm im Gebiete" der Plastik und Architektur die
Rolle beschieden war, der modernen Kunst bahnbrechend die Leuchte
voranzutragen, war im Gebiete der llilalerei zurückgeblieben. Nicht
als 0b der romantische Geist, der auf dem Felde der Literatur dort
eine Zeitlang seinen Ilauptsitz aufgeschlagen, nicht auch seine Aka-
demie berührt und einige Künstler gedrängt hatte, ihm Concessionen
zu machen; denn C. W Kolbc (vgl. S. 270) und wenigstens vor-
übergehend auch H. Dählmg huldigten jener Strömung, doch ging
ihr bezügliches Streben über die Aeusserlichkeit kaum hinaus oder
war wie bei O. Begas (vgl. S. 271) mehr experimenteller Natur.
Es fehlte auch im Gebiete der Malerei keineswegs an Talenten; von
dem Bange eines W." Schadow aber fand sich keines, welches sich
seines Weges und Zieles klar bewusst, Schul- und Richtung-bildend
hätte auftreten können. Namentlich an der Akademie lagen Eklekti-
cismus und Davidismus entweder im Kampfe oder Süchten Sich
nicht minder hoffnungslos für die Zukunft zu nähern und zu
assimiliren, wie es übrigens auch das System der übrigen deutschen
Akademien zu Anfang unseres Jahrhunderts gewesen ist. Während
aber zu Rom, Düsseldorf und München die deutsche Historienmalcr-ei
aus der alten Vefsumpfung und Abhängigkeit sich längst aufgerafft,
hatte in Berlin nur ein Architekt, C. F. Schinkel, auch an diesem Auf-