400
III.
Buch.
C311
Die
Historienmalerei
der
Düsseldorfer
Schule.
seine Statfeleibilder in gleicher Weise aus; doch erscheint sie mehr
als bei C. Müller in's Duftige getrieben und obwohl immer auf
wahrer Empfindung beruhend und von schlichter Einfachheit getragen,
doch nicht frei von etwas schwächlicher Sentimentalität. Unter den
Gemälden der Apollinariskirche sind seine Einzelfiguren f) von den
Mängeln der Tafelbilder frei und als in jedem Betrachte vorzüglich zu
bezeichnen; als geringer erweisen sich die grösseren Compositionen M),
für welche ihm das dramatische Element versagt zu sein scheint.
So stand auch sein vS. Hermannus Josephus als Knabe dem mar-
mornen Christkinde einen Apfel reichende (bei Schulte in Düsseldorf)
weit unter den Werken, die sich 1872 in des Künstlers Atelier
befanden, vier Madonnenbildern, von welchen die ungemeine Zart-
heit der xMater admirabilise und die fast überprächtige Farbe der
wMadonna mit Kind in einem Blumenbeet stehende (auf Goldgrund)
noch vor des Verfassers Erinnerung-steht.
Der Kreis der Künstler, welche sich unmittelbar an die genannten
Vertreter der religiösen Malerei anlehnen, ist nicht gross und aus
diesem dürften hier etwa nur H. Lauenste-izz und P. Molitor aus
Coblenz zu nennen sein, welcher letztere zwar eine Zeitlang in Veit's
Atelier zu Frankfurt sich weiter bildete, aber in seinen Wandge-
mälden über den beiden Nebenaltären der Maximilianskirche zu
Düsseldorftff), vielmehr die Schadowv-Degefsche Schule verräth, wie
er sich dabei auch des C. A. Müllefschen Oelverfahrens bediente.
Dieselbe Kirche zeigt in der Apsis das grosse Fresko der Kreuzigung
von J. Settegast aus Coblenz , geb. 1813, welcher gleichfalls die
Düsseldorfer Schule mit der Veit'schen vertauschend durch mehr-
jährigen Aufenthalt in Rom (1838-43) sich zu engerem Anschlusse
an die Nazarener und an Cornelius veranlasst sah und in seiner
altflorentinischen Weise sich weit von den Düsseldorfer religiösen
Malern entfernte. Wie Settegast, so huldigte auch der schon genannte
J. P. Göttmg, sofern er sich auf religiösem Gebiete bewegte, mehr
dem Archaismus der römischen Schule.
l") Der h. Petrus, der h. Apollinaris und die Evangelisten in der Chor-Nische.
"Maria als Kind die 'I'e1npelstufen ersteigend." "Joachim und Anna an
der goldenen Pforte zu Jerusalem", „N0li me tangere", .,Schlüsselamt Petri",
"Tod Mariä", "Begräbnis derselben". "Christus im Tempel lehrend" und die
"Aufopferung im Tempel".
Hi) Die Himmelfahrt Mariä und Christus in der Engelsglorie.