der in Italien gesehenen Volutenformen ihren Grund haben: denn
im Grunde genommen mochte der ehrliche deutsche Werkmeister
der Entstehung des italienischen Renaissanceornaments kein tieferes
Verständniss entgegengebracht haben, als beispielsweise der italienische
Architekt des 13. und 14. Jahrhunderts dem Wesen der gothischen
Krabbe oder Kreuzblume.
Diese anmuthige wWildheitc in der deutschen Frührenaissance
währte bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Doch waren schon
vorher in ganz vereinzelten Fällen auch italienische Architekten zum
Schlossbau herbeigerufen worden, wie zum Bau des Schlosses zu
Landshut. Auch -die schönste Frucht der deutschen Frührenaissancti,
der Otto-Heinrichsbau am Heidelberger Schlosse, ging der Einbürge-
rung des Styles in Deutschland noch weit voraus (1556-1559).
Und doch würde man, selbst wenn es nicht wahrscheinlich gemacht
worden wäre, dass Kaspar Fischer und Jacob Leyder jenen Schloss-
bau geleitet, den deutschen Geist an demselben nicht verkennen
können, da die Gompositionen der gleichzeitigen michelangelesken
Richtung Italiens wie der französische Styl (Louvre) der gediegenen
Schöpfung ebenso ferne stehen, als die letztere ihr Hervorwachsen
aus den deutschen Versuchen der ersten Hälfte des Jahrhunderts
unverkennbar verräth. Denn die selbständige und reiche Entwicklung
des Details der Fenster, Portale und Statuennischen macht sich noch
immer laenmerklich, nur erscheint sie hier zum erstenmal harmonisch
gepaart mit der gelungensten und stylgemässen Disposition der Massen
wie des Ganzen. Zu einem ähnlichen Ensemble erheben sich die
übrigen gleichzeitigen Schlossbatiten Deutschlands zu Dresden, Stutt-
gart, Offenbach, Göppingen, Bayreuth, Merseburg, München (Münz-
hof) u. s. w. keineswegs, wenn auch hervorragende andere Gebäude
(Fürstenhof zu Wismar) und Privathäuser ihm manchmal nahe
kommen. Auch die Hathhäuser der freien Städte erreichen jene
Höhe nicht, zum Theil schon desshalb, weil sie gewöhnlich nur zu
stückweiser Erneuerung Gelegenheit boten; unter solchen Anbauten
aber zeigt der glänzendste, die Rathhaushalle zu Cöln, Weder die
Reinheit des Styls und Feinheit der Durchbildung im Detail, noch
die deutsche Originalität, wie der Otto-Heinrichsbau.
Ehe jedoch dieser spezifisch deutsche Renaissancestyl zur allge-
meinen Herrschaft gelangen konnte, musste er mit dem Ende des
'16. Jahrhunderts bei stets wachsenden italienischen Einflüssen in gleicher