Akademie war dadurch erfolglos geblieben, dass noch vor Vollen-
dung der Arbeiten auf dem Apollinarislaerge der königliche Auftrag
an den Künstler ergangen war, die Kapelle des Schlosses Stolzen-
fels auszunialen. Der kleine Raum, welcher nur lebensgrosse Figuren
ermöglichte und die Betrachtung in unmittelbarer Nähe mit sich
führte, veranlasste den Meister zu einer der Wandmalerei sonst unzu-
träglichen Eleganz, Welche ihrerseits wieder der zierlichen Schöpfung
deutscher Gothik den Charakter eines mit Miniaturen geschmückten
Gebetbuches des Mittelalters verleiht, obwohl es der Künstler auch
hier verstand, alles Kleinliche zu vermeiden. Bewundernswerth ist
besonders die Benützung der durch die Baulichkeit äusscrst beschränk-
ten und verschnittenen Wandflächen, ohne irgendwie Bcengung oder
Zwang zu vcrrathen, ferner die empiindungsvolle Schönheit nament-
lich der alttestamentlichen Darstellungen t).
Wie Deger neben den Wandmalereien fast alljährlich auch ein
Staffeleibild, hauptsächlich Madonnen in verschiedenen Auffassungen
und weibliche Heilige darstellend schuf, so ist er nach Vollendung
der Kapelle zu Stolzenfels, Welche sich jedoch sehr verzögerte, ganz
zum Oelbilde zurückgekehrt und in diesem noch jetzt thütig, nicht
bloss zahlreiche rheinische Kirchen mit seinen Werken schmückend,
sondern auch Privatwüaischen zugänglichtt). Der bedeutenden Kraft
wären wohl noch mehr monumentale Aufgaben zu wünschen gewesen.
Unter den genannten Gehülfen Degeris bei den Malereien am
Apollinarisberge ist Carl Müller, geb. 1818 zu Darmstadt der her-
vorragendste. Aus Sohn's Malklasse mit Deger in Verbindung tretend,
war er nach kurzem Schulaufenthalte zu Düsseldorf mit dem letzteren
nach Rom gelangt und hatte dann ein Jahrzehcnd grösstentheils
neben Deger in der Apollinariskirclte und zwar nach eigenen Ent-
würfen gemaltüitt). Der raphaeleske Einfluss seiner vierjährigen
a") Die Gemälde stellen dar: Adam und Eva, Abel und Kain, das Opfer
Abrahams, König David, die Verkündigung, die Anbetung der Hirten, die Kreu-
zigung, Auferstehung, Himmelfahrt und die Ausgiessung des h. Geistes.
H) 1872 befanden sich bei Schulte eine Regina Coeli, ein Salvator Mundi,
S. Sebastian und S. Joseph.
h") Von ihm stammen daselbt in der Reihenfolge der Entstehungszeit die
Gemälde: die Anbetung des Lammes, die Krönung Mariä. die Verkündigung, die
Vermählung Mariä, der Besuch bei Elisabeth, die Geburt der Maria und die vor-
bildlichen Frauen des alten Testamentes.