394
III.
Buch
CßP-
Die
Historienmalerei
de
Düsseldorfer
Schu
zu den hervorragendsten Schöpfungen der neueren Kunstr). Der
Grossartigkeit wie dem Reichthum der Composition im Ganzen ent-
spricht die Kühnheit, ausdrucksvolle Bedeutung und lebensvolle Kraft
des Einzelnen, so dass sich hier die Bedingungen monumentaler
Kunst in seltener Weise vereinigt finden. Dass die Coloristik dabei
nicht auf gleicher Höhe steht, mag ein Düsseldorfer beklagen, da
der wahren monumentalen Kunst gegenüber die Farbe wohl zumeist
als etwas spröde sich erweisen wird. Auch einige der besten Kaiser-
bildnisse, worunter Karl V. im Römer zu Frankfurt, stammen von
seiner Hand; doch befriedigten ihn sonst nur cyklische Compositionen,
wobei er auf farbige Zuthat gänzlich verzichtete. So aAUCh ein
T odtentanza im), für Welchen ihm sogar der Holzschnitt genügte, um
diesen markigen Spiegel communistischen Revolutionstreibens zu
recht allgemeiner Verbreitung zu bringen. Eine Reise nach Italien
aber wurde die Veranlassung zu der berühmten Zeichnungsfolge von
Hannibafs Zug über die Alpenfff), deren titanische Wucht und
Wahrheit es doppelt bedauern lässt, dass den Künstler ein so früher
Tod der weiteren Ausübung seiner wahrhaft grossartigen monumen-
talen Kunst entreissen musste.
Wenn die profane Monumentalkunst in den preussischen Rhein-
landen weniger Boden fand, so trug daran der Mangel an Gelegen-
heit mindere Schuld als die Richtung der Schad0w'schen Schule;
denn ausser Aachen Waren ja auch Rheineck, Stolzenfels, Heltorf,
Düsseldorf. Elberfeld u. s. w. mit Aufgaben herangetreten, welche
die monumentale Historienmalerei befördern konnten. Aber einen
bestimmenden Einfluss konnten diese Arbeiten nicht ausüben und
selbst von den besten darunter wie zu Aachen und in der Real-
schule zu Düsseldorf ist ein weiterhin treibenderlmpuls nicht zu
constatiren. Selbst Talente, welche für die monumentale Kunst
i") Sie wurden von J, Kehren vollendet, Die fünf Gartens RethePs, vom
preussischen Staate erworben, sind an die Kunstschulen zu Berlin, Düsseldorf,
Königsberg und Kassel vertheilt worden. Der ganze Cyklus erschien 1870 nach
Zeichnungen von Kehren u. A. Baur zu Düsseldorf im Holzschnitt.
f) Mit Text von H. Reinick in Leipzig bei G. Wigand 1848 erschienen und
in mehren Auflagen wiederholt.
Wird in Holzschnitt (von Bürkner) durch die Gesellschaft für vervielfäl-
Ügende Kunst in Wien demnächst zur Publication gelangen-