Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

machen wusste. Die letztere aber war von vornherein gewichtig- 
genug, um zu verrathen, dass er nicht ausschliesslich der Landschaft 
angehören wollte, wie er denn auch sein ganzes Leben hindurch 
Landschaft und Geschichtsbild miteinander wechseln liess. Er trat 
dadurch in eine Rolle ein, wie sie der Altmeister J. A. Koch gespielt, 
nur mit dem Unterschiede, dass er, während Koch die Fäden zwischen 
der elassicistischen und romantischen Richtung zog, so die roman- 
tische mit der realistisch-eo]oristischen vermittelte. 
Seine landschaftlichen Schöpfungen können indess erst bei Be- 
trachtiung der Landschaft dieser Periode in Betracht gezogen werden, 
und es ist in der That eine Trennung der beiden Gebiete desselben 
Meisters möglich, da sich diese nur dann berührten, wenn die Land- 
schaft durch eine bedeutsame Staffirung in's geschichtliche oder 
romantische Genre hinüberspielte. Im Ganzen aber erscheint Lessing 
als Historienmaler so selbständig wie als Landschaften Seine Ueber- 
siedlung nach Düsseldorf mit Schadow führte ihn zur romantischen 
Historienmalerei, und der Carton wKaiser Friedrich Barbarossa in 
der Schlacht bei Iconiurna, welchen er dort 1829 für eines der 
Fresken im Sehlosse des Grafen Spee zu Heltorf herstellte, zeigte 
sogleich das Uebergewicht des Jünglings über seinen Landsmann 
Mücke. Ein Hildebrandt verwandtes Streben verrieth er sodann in 
seinem xRäuber und sein Kindß"); den Gegensatz gegen Bendemann 
aber in seinem wtrauernden Königspaarwr), welches die wtrauern- 
den Judene Bendemanns gleichzeitig in profan mittelalterlicher Ro- 
mantik darstellte. Damit jedoch glaubte er dem überwiegend lyrischen 
Stoffgebiet, wie es die Düsseldorfer Romantik liebte, genug gethan 
zu haben, und namentlich der Darstellung jener brütenden und 
schmerzkokettirendcn Zuständlichkeit, welche der geniale Humorist 
A. Schrödter dadurch, dass er den trauernden Juden und dem 
trauernden Königspaare die xtrauernden Lohgerberq beigesellte, 
gewissermassen zum Wahrzeichen der älteren Düsseldorfer Kunst 
gemacht hat. Denn zu solch lautloser Träumerei war Lessings 
Weltsclnnerz und Gemüthszerrissenheit zu sehr a 1a Byron geartet 
 In zweifacher Wiederholung in Privatbesitz (Maler 
Frankel) gekommen, lith. v. G. Becker. 
1') ln den Besitz der Kaiserin von Russland gelangt. 
und Banquier 
C. Sohn
	        
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