eine ganze Generation hindurch, bis ein langes und schweres Lei-
den seiner seit den fünfziger Jahren geschwächten Thätigkeit ein
Ziel setzte.
Noch nachhaltiger und vielseitig anregend war die Wirksamkeit
Oarl Fried. Lessings, geb. 1808 zu "Breslau. Mit ungleich reicherem
Material von romantischer Realität wie Hildebrandt und überhaupt
mit künstlerischen Fonds ausgestattet wie wenige seiner Zeitgenossen,
zeigt er noch entschiedener den Weg von der eklektischen Romantik
Schadoiv's zur neuesten Richtung. Für ihn war der Stoff" nicht
bloss dazu ausersehen, seine technische Tüchtigkeit zu manifestiren,_
sondern Gegenstand und Darstellung gingen in einander auf. .Wenn
daher irgend einem Künstler des älteren Düsseldorfer Kreises Styl
zuzuschreiben ist, welcher in jenem Einklang zu suchen ist, so ihm.
Die Aneignung fremder Darstellungsmittel und die Verwerthung von
Reminiscenzen nach den besten Meistern der Vergangenheit, worauf
in der Hauptsache Mängel wie Vorzüge der Schule Schadow's in
Düsseldorf wie Wach's in Berlin, beruhen, alles Traditionelle und
Conventionelle war ihm, nachdem er einmal über die Anfangsgründe
hinaus war, so widerwärtig, dass er den Einfluss von Gallerien sogar
ängstlich vermied, und u. A. kein Verlangen fühlte nach Italien zu
wandern. Für ihn war die Natur die Lehrmeisterin und diese sein
Stoffgebiet. Erfüllt von romantischer Empfindung war er doch frei
von fremder Anemptindung und bezog, wenn auch den Stoff, so doch
den Ausdruck niemals aus anderen Canälen als aus den seiner
eigenen Intuition. So musste er nothwendig bald zu jener Historie
kommen, die ihm nicht vorgedichtet war, sondern die er selbstdichtend
aus dem-realen Gebiete urkundlicher Geschichte schöpfen konnte.
Da er vornehmlich durch eine Reise nach Rügen und die land-
Sßhaftlichen Eindrücke derselben bestimmt worden war, dem Bau-
fache, für welches er sich ausbilden sollte, den Rücken zu kehren,
so erklärt es Sich leicht, dass er zunächst der Landschaft sich zu-
wandte, in welcher er nach kurzer Lehrzeit bei Rösel und Dähling
noch in Berlin 1826 sich bemerklich machte. Nahm er nun auch hierin
einen entschieden realistischen Anlauf, der ihn von Haus aus von den
landschaftlichen Stimmungsschwärmern Dresdens unterschied, so sollte
doch Naturtreue nur Mittel nicht Inhalt seiner Darstellung sein, welcher
vielmehr Subjektiv und der Ausdruck einer etwas düstern Stimmung
war, die er durch eine passende Staffage allgemein verständlich zu