Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

der aber nach mehrjührigem Aufenthalte in Rom 1833 nach Düssel- 
dorf übersiedelte, dessen romantische Strömung ihm zusagender war, 
als die monumentale Idealkunst seines früheren Meisters, beschränkte 
sich mit Erfolg auf das romantisch-historische Gebiet, von Welchem 
er die Zeit der Kreuzzüge bevorzugte. Dabei War es aber dem Geiste 
der Schule, der nach dieser Seite hin in den trauernden Juden Bende- 
mann's, wie in dem trauernden Königspaar Lessings seinen bezeich- 
nendsten Ausdruck fand, entsprechend, dass er allen Weltgeschicht- 
liehen Momenten aus dem Wege ging oder von ihnen nur Episoden 
entlehnte. S0 in den xPilgern in der Wüster t), in der sMorgen- 
waches  in dem wAuszug der Christen nach dem Verlust von Ptole- 
maiscttf), dem werwundeten Kreuzrittem, der xAufnalime eines 
Kreuzritters in einem Klosterc u. s. w. Auch die Jungfrau von 
Orleans begeisterte ihn zu mehren Darstellungen, von welchen die 
betende Halbfigur der Pucelle mehrfach wiederholt zu seinen bekann- 
testen Werken gehört  Zu mehr epischer Geschichtsdarstellung 
musste er besonders veranlasst werden, wie durch den Auftrag; des 
Königs von Preussen, den Rittersaal zu Stolzenfels mit Wandge- 
mälden auszuschmücken (1842-1846), wo aber auch Gottfried von 
Bouillon am h. Grabe, die Rettung Barbarossats durch Hartmann 
von Siebeneichen, die Minnesinger am Rhein, die Begrüssung Isa- 
bellens von England durch Kaiser Friedrich II., Rudolph von Habs- 
burg die Raubritter züchtigend und der Tod Johann's von Böhmen 
in der Schlacht bei Cressy mehr allegorischer Natur sind und die 
Rittergaben: Glaube, Treue, Poesie, Minne, Gerechtigkeit und "Fapfer- 
keit repräsentiren sollen. Stilke ist einer der ersten Cornelianer ge- 
wesen, welcher den Weg der Geschichtsmalerei im engeren Sinne 
betrat (in einem Carton für den Reichsfreiherrn von Stein); aber 
seine romantische Auffassung liess ihn an genrehafter Vorliebe für 
Zuständliches haften, welches ihm auch darum zusagender sein musste, 
als er kraftvolle Bewegung und originale Anordnung nicht in seiner 
Gewalt hatte oder bei seiner im Geiste der Schule auf schulgerechte 
Tadellosigkeit gerichteten Tendenz nicht wagen wollte. 
 (1834.) In den Berl. Kunstverein gelangt, gest. v. Eichens, lith. 
M") Im Besitz des Hrn. v. Woringen zu Saarn, lith. v. Gerhard. 
 (1841) Im Stadtmuseum zu Königsberg. 
T) (1836) Zum erstenrnale für Lord Landsdowne gemalt- 
Sprick.
	        
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