Interesse durchgängig weit näher berührt und dem allgemeinen
Bewusstsein an Zeit, Lokalität, Gostüni und Gerüthlichem näher steht,
so entsprach sie namentlich der realistischen Tendenz der Düssel-
dorfer um so mehr, als diese selbst Idealgebilde aus Naturvorlaildern
zu entwickeln strebte. Da nun das Letztere den SchadoiWschen
Idealisten nicht durchgreifend gelang, so musste die Profanhistorie
am Rhein das Uebergewicht und eine für die Weiterentwicklung der
Düsseldorfer Kunst entscheidende Stelle gewinnen, und gerade die
genialsten Kräfte wie Lessing und Hildebrandt an sich ziehen.
Zu einer solchen Stellung hätten allerdings die Historienmaler
Mücke, Stilke und Plüddemann die Richtung nicht erhoben. Denn
ihnen allen fehlte die Fackel, Welche mit ihrem Zauberlichte einen
leuchtenden Flecken in das Dunkel des Gcwöhnlichen schlägt, der
zündende Blitz der Genialität, welcher den getroffenen Stoff in seinen
Flammen aufgehen lässt. H. O. A. Mücke zunächst (geb. 1806 zu
Breslau und schon in Berlin zu W. Schadosv gelangt) hatte sein
Gebiet über sein künstlerisches Vermögen ausgedehnt. Von einer
vLQIJCOthGä, die dem Odysseus ihren Schleier zuwirfter), und einem
sNarzissc (1827) zu den Fresken aus der Geschichte Friedrich Bar-
barossaistt) übergehend, zwischenhinein aber Romantisches (Geno-
vefa im Kerker, (1830), Biblisches und Christliches (Bathselva, Ma-
donna in Wolken, St. Katharina von Engeln bestattet) fit) schaffend,
durchlief er fast alle Gebiete, wie er auch in Frcsco (ausser Heltorf
auch in der Andreaskirche zu Düsseldorf und ini Rathhause zu Elber-
feldyt), in Oel. und selbst mit der Radirnadel thätig war. Ueberdiess
erscheint der Künstler völlig anders je nach Aufgabe, so nahezu
Nazarener im christlichen Gebiete, wodurch es ihm noc11 weniger
möglich ward, in irgend einer Richtung Ausserordentliches zu leisten.
H. Stüke dagegen, welchen wir schon unter Cornelius' Schülern
und selbst noch an den Arkaden in München thätig gefunden haben,
i) (1325) Im Besitz der Vaterländischen Gesellschaft in Schlesien.
i") (1329"'1838-) Im gräflich Spedschen Schloss Heltorf bei" Düsseldorf.
(1836) Sein bekanntestes, oft wiederholtes Werk, (Erstes Exemplar in der
Berl. Nationalgallerie Nr. 154), gest. v. Felsing, lith. v. Wildt.
T) Die beiden letzteren Werke sind leider der Vernichtung preisgegeben;
das erstere (lurch Feuchtigkeit, das letztere, an welchem ausser Mücke noch Fay,
Plüddemann und Claseu hetheiligt waren, durch einen unerhörten Akt von Van-
dalismus. Vgl. Zcitschr. f. liild. Kunst. 1869. Beiblatt S. 40.