Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

demnach ein solcher Zusammenhalt natürlich niit all den Beschrän- 
kungen, die Zeit, Ort, Volk und Individualität beider Künstler auf- 
erlegen, gewiss nicht das Lächerliche wie der gewagte weiland 
Dr. ScheuerFs, welcher einen Cranach mit Zeuxis Parrhasios und 
Apelles auf eine Linie stellte, so darf vielleicht noch ein anderer 
angereiht werden, welcher die Betrachtung der Düsseldorfer Schule 
einleiten soll. 
Geniale, bahnbrechende Erscheinungen sind nicht blos vereinzelt, 
sondern auch nothwendig einseitig. Die neue Richtung; welche sie 
betreten, kann sich nur scharf äussern, wenn das nicht besonders 
Angestrebte vernachlässigt wird. Es entstehen daher tinausbleibliclte 
Gegensätze, Lücken und Sprünge, welche die genialen Leistungen 
bestimmt von einander absondern. Diese werden jedoch in der 
Regel ausgeglichen und ausgefüllt durch weniger selbständige Talente, 
die" ohne den erhabenen Flug der eigentlich gottbegnadeten Künstler- 
phantasie das Gesetzmüssigfe, Correkte, Formale pflegen, hier das 
Fehlende ergänzen, dort das Ucbermtichtige und Wuchernde abschnei- 
den und die Resultate mehrer zu paaien und zu verschmelzen ver- 
stehen. Diese Vermittler sind gleichsam die Compendisten, deren 
Bahnen nicht divergirend und neu sind, wie die der Begründer neuer 
Richtungen, sondern eonvergirend und im Einzelnen bereits leicht 
wegsain. Einesolche Schule hatte sich auch unter den Griechen auf 
jene der genialen attischen und ionischen Meister der älteren Epoche 
gepflanzt, nemlich die sikyonische. Es war die forntale Richtung 
durch sie vertreten, eine eigentlich akademische, indem in ihr haupt- 
sächlich auf das gesehen wurde, was erlernt werden kann, nemlieh 
eorrekte Sicherheit der Formgebung und Durchführung. Ihr weniger 
auf Rühlnliches als auf 'l'a_delfreies, weniger auf Grosses als auf 
technisch Vollkoinmenes, weniger auf Originales und Geniales wie auf 
Regelrechtes gerichtetes Streben erwarb ihren Anhängern das Prädi- 
kat der Chrestographen, der hervorragend tüchtigen und systematisch 
soliden Maler. Ihnen fiel daher auch der Inethodische Unterricht, 
sorgfältiges Modellstudiuiti und die letzte Ausbildung der Technik zu, 
welche letztere sie namentlich durch die Einführung der Enkaustik, 
für das Alterthum wohl das, was die Oelmalerei für die neuere 
Kunst, zu steigern wussten. 
Einem Euponipos oder Paniphilos, den Begründern der sikyoni- 
sehen Schule, entsprach denn auch in der modernen Kunst der
	        
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