fangs in der Periode des Mischstyles, wie ihn namentlich Lüttich
aufzuweisen hat, erscheint der Import von Italien direkt; 610611 ist
die bauliche Thatigkeit mit der malerischen auch nicht entfernt Zll
vergleichen. Im 17. Jahrhundert aber lässt die Knechtung der west-
lichen Provinzen durch die Spanier und der langwierige Kfiegsmußli
der monumentalen Thätigkeit Wenig Spielraum, namentlich seit
Rubens Hingang. Das republikanische Holland aber erhebt 81011
in seiner etwas nüchternen Utilitatsrichtung nur selten zu selbstän-
diger künstlerischer Grossartigkeit, und wenn öffentliche Bauten andern
als Nützlichkeitszweeken dienen sollten, so gingen die Baukünstler
bei den Architekten Ludwigs XIV. in die Schule. Dagegen 118111111 Zu
Ende des 17. Jahrhunderts der Privatbau einen erfreulichen und auch
auf den deutschen Norden einflussreichen Aufschwung, auf welchen
wir noch zurückkommen werden.
England blieb dem modernen Style länger als idie übrigen
Culturliinder ferne. Die englische Gothik hatte nämlich durch gewisse
praktische Vorzüge, die in deren Horizontalismus, in Holzdecken u. s. w.
begründet sind, grössere Dehnbarkeit und Anwendbarkeit, mithin
auch vermehrte Dauer gewonnen, so dass "sie selbst bis auf den
heutigen Tag in ununterbrochenem Gebrauch blieb. Wenn es daher
auch nicht an Versuchen fehlte, der Renaissance frühzeitig durch
Mischung der Elemente Eingang zu verschaffen, so blieben sie doch
lange vereinzelt, bis es endlich italienisch gebildeten Architekten,
vorab dem Palladianei" Inigo Jones um 1630 gelang, der neuen
Weise in ihrer 'l'otalitiit Eingang zu verschaffen. Bezeichnend aber
ist, dass selbst der hervorragendste Renaissance-Architekt Englands
Christopher Wren , welcher zu Ende des 17. Jahrhunderts in der
grossartigen Paulskirche zu London die michelangeleskc Arrehitektur
in der Themsestadt einbürgerte, zugleich auch den gothischen Aus-
bau der Westmünsler-Abtei in den beiden Thürmen besorgen konnte.
Wenden. wir uns endlich mit Uelaergehtlng der minderwichtigen
und hier fast gänzlich unselbständigen Länder nach Deutschlandfk)
Dass sich hier der Umschwung und das Preisgeben der eingewohnten
und nationalen mittelalterlichen Bauweise nicht so rasch wie in dem
eigentlichen Heimatlande der Gothik, i11 Frankreich, Vüiilüg, 113i
seinen Grund wohl weniger in der größeren Beweglichkeit de? fraß"
L
wke.
Geschichte
der
deutschen
Renaissance.
Shltlg.
1872.