die Ausmalung des Speierer Domes übertragen wordcni). Verfasser
schliesst sich nun zwar nicht denjenigen an, welche bei Restaura-
tionen älterer Werke den Gemäldeschmuck ganz und gar der Ent-
stehungszeit und den Stylformen des Gebäudes angepasst wissen
wollen, da die damit verbundene Entäusserung der künstlerischen
Individualität wie des Kunstvermögens des eigenen Jahrhunderts
demselben nur als ein unberechtigter Archaismus und als der Tod
aller wirklichen Kunst erscheinen kann; allein es würde seiner Vor-
stellung von dem architektonischen Charakter des wundervollen
Domes, vielleicht des vollendetsten im romanischen Style in allen
Landen, widersprechen, wenn er die energielose Art und Weise
Schraudolphls für geeignet und für ausreichend halten würde, jenes
mächtige Bauwerk schmückend zu beleben. Nicht die Imitation des
unbehilflichen und formlosen Styls der Malerei des 13. oder 14. Jahr-
hunderts, aber eine Kunst im Charakter jenes imposanten Baues,
Wie sie etwa einem Cornelitis eigen, eine Kunst, der nicht eine ver-
gängliche, vorübergehende moderne Manier irgend eines engeren
Zeitabschnittes anklebt, sondern die durch Gehalt und Kraft Jahr-
hunderten angehört wie das Gebäude selbst, wätre hier besonders zu
wünschen gewesen, während die mehr geschmackvolle und anmuthigc,
im Einzelnen sogar bewundernswerthe Vortragsweise des Künstlers
demjenigen Betrachter des Domes als disharmonisch entgegentreten
muss, der gewöhnt ist in derartigen Werken zunächst das Ganze,
das architektonische wie bildnerische Ensemble in's Auge zu fassen.
Dass übrigens Schraudolph selbst durch den beneidenswerthen Auf-
trag in seiner Auffassung keine Steigerung erfahren, zeigen seine
folgenden Staffeleibilder, in welchen die früheren Vorzüge des Mei-
sters sich vielmehr noch vermindernw) und endlich ganz und gar
einer peinlichen Sorgfalt im Detail Platz machenftif), welcher doch
die empfindungsvolle Hingebung eines Overbeck nicht innewohnt.
Neben Schraudolph stellen sich, jedoch untergeordneten Ranges,
drei Künstler, die gleichfalls ihre Thätigkeit als Gehülfen in der
Allerheiligenkirche begannen: J. C. Koch aus Hamburg, geb- 1807,
J. B. Müller aus Geretsried in Oberbayern, geb. 1808, und J. Binder
In 12 Blättern gest. v. A. Schleich. München beiGypen.
u) Esther vor Assuerus. Münchener Kunstausstelluxlg 1869.
w") Der reiche Fischzug Petri. N. Pinakothek Nr. 33.