Styl repräsentirende Bonifaziuskirche und die gothische Mariahilf-
kirche in der Vorstadt Au, von welchen die eine reichen Fresken-
schmuck, die andere gemalte Fenster erforderte. Während Hess
hinsichtlich der letzteren nur die Oberleitung übernahm, widmete er
sich nach Vollendung der Fresken der Allerheiligenkirche fast aus-
schliessend den Malereien der Bonifaziuskirche, ohne jedoch dort die
harmonische Einheit jener zu erreichen. Ist nemlich in der Apsis den
architektonischen Anforderungen durch archaistische Strenge vielleicht
zu viel Concession eingeräumt, so glaubte er in den Malereien aus
der Geschichte des Heiligen an den Längswändent) einen allzu
modernen Weg betreten zu müssen, der in seiner süsslichen Realität
an sich unangenehm berührend durch den Contrast mit dem Arcl1ais-
mus der Apsis und im Rahmen der basilikalen Architektur um so
empfindlicher wird. Leider hat der hier angeschlagene Ton in der
christlichen Kunst Münchens Wie es scheint längeren Widerhall
gefunden, während es doch nicht zu bezweifeln ist, dass dieses Kunst-
gebiet entweder in den kräftigen Bahnen des Cornelius oder im
strengeren Anschluss an die Präraphaeliten nach der Weise der
älteren Nazarener sich gesünder entwickelt haben würde, als diess
aus jener zartfarbigen und weichförmigen Schönheitsmalerei geschehen
konnte, welche gleichsam durch den Vertreibpinsel hindurch halb-
verschämt mit der Realität liebäugelt.
Hatte schon Hess diesen Abweg noch mehr als durch seine
Bonifaziuslailder mit seinen letzteren Oelgemälderliii) (er starb 1863
als Direktor der vereinigten Sammlungen) entschieden angebahnt,
so verfolgte ihn mit zierlicher und mühsamer Gonsequenz J. Schrau-
dOZPh, geb. 1808 zu Oberlorf im Allgäu. Nachdem er 1825 nach
München gelangt dtu-ch fast zwanzig Jahre seinem Meister Hess als
ausführende, Z- Th. auch als erfindende Handwr) zur Seite gestanden,
war ihm 1844 nach seines Lehrers Ablehnung von König Ludwig
i") In 12 Blättern gest. v. Barfuss, Walde, Burger, Zimmermann. München
bei Gypen.
H) Z. B. Santa Conversazione. (Madonna mit den vier Hauptkirchenlehrern
und den Patronen der vier von König Ludwig in München erbauten katholischen
Kirchen) und das (unvollendet gebliebene) h. Abendmal. N. Pinakothek Nr, 61
und Nr. 32.
Fünf von denBonifaziusbildern der Münchener Basilika sind ganz sein Werk.