ihr den hohen Reiz, während dessen Gultarchitektur mit der unklaren
Vermengung moderner Decoration mit gothischer Construction Weniger
fesselt als die gleiche aber naiver und originaler durchgeführte Er-
scheinung diesseits des Rheins.
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts hatte indess die französische
Palastarchitektur namentlich mit dem Louvre ihre Glanzperiode
begonnen und den französischen Styl vollends ausgeprägt. Leider
war ihm in seiner Reinheit nur kurzer Bestand beschieden (der gleich-
wohl erst in neuerer Zeit die zweiten Früchte trägt), denn mit dem
Anfang des 17. Jahrhunderts begann auch schon wieder der Verfall.
Doch wusste sich Frankreich von den Bernini-Borromini'schen Aus-
schreitungen des Barockstyles ziemlich rein zu halten, so sehr auch
sonst Ludwig XIV. die Berninische Plastik schätzte. Dafür aber
verfiel die Baukunst in jene trockene öde Prahlerei, welche auch die
gewaltigsten Werke jener Zeit (z. B. das Schloss zu Versailles) uner-
quicklich macht, ohne es darum imposant zu gestalten. Erst mit
dem Anfang des 18. Jahrhunderts kam analog der Galanterieinalerei
mit dem bald ungebührlich geschnlähten, dann wieder ebenso IIIaHSSlOS
gepriesenen Rococo ein neues Element in die französische Architektur,
welches im folgenden Abschnitte zur Behandlung kommen soll.
Spanien hatte nur in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
in der Renaissance-Architektur Selbständiges geleistet und zwar durch
den Anschluss an die vorausgegangenen Bauweisen und besonders
den niaurischen Styl. Es war aber um so leichter diesen und nament-
lich dessen Säulenhöte der Renaissance anzupassen, als diese selbst
zumeist (Cordova) der classischen Stützen sich bedient hatten und
somit den Weg zum Uebergange selbst zeigten, ohne dass die Con-
ception namhafte Aenderungen erheischte. Der so entstandene Misch-
styl (tler sog. platereske Styl) ist von nicht geringem Reiz, vornehm-
lich aber wegen seines decorativen Reichthums, der ebenfalls von
der Arabeske in Formen umgewandelt wurde, welche nur halb von
italienischen Vorbildern entnommen sind. Später, seit Philipp II.,
tritt Spanien fast ganz in die italienischen Fussstapfen (Escorial),
ohne sich aus den Geleisen wieder losmachen zu können, wie es
der Malerei dem Einflusse des unteritalischen Garavaggismus gegen-
über gelang.
In den Niederlanden lehnte sich die Entwicklung der Re-
naissance-Architektur in der Hauptsache an Frankreich. Nur An-