Dr. Crusius gefolgt war in Schloss Rüdigsdorf bei Leipzig die Mythe
von Amor und Psyche zu malen, ein Feld, das ihm trotz seiner
herrlichen Kindergestalten nicht entsprechend sein konnte, fand er
erst sein ganzes Wesen in einigen Märchenillustrationen, die zum
Theil in schlichtem Holzschnitt erschienen.
WVer Grinmfs Volksmärchen kennt und damit SchwincPs Bilder-
bogen-Illustrationen z. B. vom Machandellaaum, vom gestiefelten
Kater, von der Gerechtigkeit Gottes etc. vergleicht, wird schwer sagen
können, wer grösser sei, Dichter oder Zeichner. Sie reichen sich die
Hand. Die naive Schlichtheit der Sehwind'schen Auffassung und Zeich-
nung, welch letztere vorwiegend auf einem stark prononcirten Contur
beruht, erscheint gepaart mit so vollendeter Formschönheit, Sicher-
heit und Lebendigkeit, dass das Auge der Bildung selbst des un-
scheinbarsten Beiwerkes wie des Ast- und Wurzelwerkes, der Farren,
Disteln, Pilze u. s. w. mit Lust folgt, indem trotz der idealen Styli-
sirung jeder Einzelheit ein Natursinn und eine Unmittelbarkeit des
Studiums lebender wie todter Objekte zu Grunde liegt, welche allen
Manierismus unmöglich macht.
Wie es jedoch bei Genelli trotz vorwiegender Anlage für monu-
mentale Kunst der Fall, so schliesst auch die SchwincPsche Kunst
zwei Dinge aus: den colossalen, ja sogar lebensgrossen Maassstab
und Darstellungen weltgeschichtlich epochemachenden Inhalts. Diess
zeigen namentlich die Fresken in der Kunsthalle zu Carlsruhe wie
das grosse Wandgemälde im Sitzungssaale der Reichsrathskalnmer
daselbst, bei welch letzterem der Meister wredlich sich gelangweilt
zu habene selbst gesteht. Unerfreulich ist dann auch das aus einer
Concurrenzarbeit für die Trinkhalle zu Baden-Baden hervorgegangene
grosse Oelbild: wder Vater Rheinaf). Ist die Allegorie überhaupt
nicht Sache des Meisters, so erscheint der etwas leichte und modern
gefärbte Witz an den Colossaltiguren etwas schal, ja unerträglich
durch die Gegensätze, wie denn der Zeuskopf des Rhein mit dessen:
Geigenspiel schlechterdings nicht zu reimen ist. Dazu kömmt, dass
Oelmalerei überhaupt so wenig in seinem Vermögen lag, wie in dem
des Genelli, und selbst noch weniger als der Mehrzahl der Künstler
der damaligen Münchener Schule. SchwincPs Richtung schien sie
Sogar gegenständlich auszuschliessen, indem die Oelfilrbe mit ihrer
L
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Raczynski,