ganz befriedigen werden, welcher sich die Oelbilder in monumentale
Fresken übertragen denkt. Genelli selbst wäre indess hiezu nicht
der Mann gewesen: so gross er dachte und künstlerisch empfand,
zeigten sich sogleich die Mängel seiner technischen Entwicklung in
ungenügender Durchbildungy sobald er sich in lebensgrosscn Figuren
versuchte, wie in dem Gemälde wEngel verkünden dem Abraham die
Geburt des Isaakk. Durch die Enge seiner Lebensverhältnisse ausser
Stand, seine WVerke durch Modellstudien zu controliren und mit
diesen durchzuführen, schuf er lediglich durch seine gewaltige Künstler-
phantasie, Welche gleichwohlddas unablässige Naturstudium nie ganz
ersetzen kann.
Vielfach verwandt mit Genelli, aber statt auf classischcm viel-
mehr auf romantischem Boden stehend ist Marita v. Schwdizdi"),
geb. 1804 zu Wien, 1' 1871. Erst nachdem er in Wien die Huma-
niora erledigt und durch die Schule L. Schnorr's laufend die Ein-
drücke der eben aufblühenden Wiener Nazarenerschule empfangen
hatte, nach München gelangt (1827), kann er um so weniger ganz
zu Cornelius' Schule gerechnet werden, als er mit J. Schnorr, dem
Bruder seines Lehrers, nach München übergesiedelt war und natür-
lich schon seiner romantischen Richtung nach von diesem in erster
Linie beeinflusst wurde. Doch weit entfernt seine Entwicklung über-
haupt nach einem ausgeprägten Vorbilde zu formiren, schuf er sich,
wie jeder geniale Meister, seinen eigenen Styl, auf welchen wie auf
sein Stoffgebiet die dichterischen und musikalischen Grössen und
z. Th. Freunde in Wien, Lenau, Bauernfeld, Auersperg, Gastelli
und Grillparzer, wie Beethoven, Schubert und F. Lachner unbedingt
von grösserem Einfluss waren als seine eigentliche Schule. xAIIl
allermeisten aber, sagte er selbst, verdanke ich den Minnesingern.
Die habe ich redlich studirt und durch sie mich in die romantische
Zeit hineingelebt. Da ist mir so nach und nach der mittelalterliche
Geist aufgegangen und hat mich angeregt bald wild und schaurig
wie Sturmessausen im Eichwald und scharf wie Schwerteshieb, bald
sanft und mild wie minnigliches Flötengetönc. So leicht wie dem
Dichter ward nun allerdings dem Künstler der vRitt in's romantische
1871. E. Ille (Gedächtniss-
C. A. Regnet, Ztschr. f. bild.
Biographien von A. W. Müller, Eisenach,
rede), München 1871. L. v.Führicl1, Lpz. 1871.
Kunst 1872. H. Holland, Stuttg. 1873.