Akademie wie der ehrenvollen Erhaltung des Meisters für München
durch dessen Ernennung zum Hofmaler. Es waren auch besonders
die venetianischen Coloristen, welchen er seine hauptsächlichste Auf-
merksamkeit zuwandte; von raphaelesker oder michelangelesker Ein-
wirkung dagegen verspüren wir weniger und die schöne Studie eines
Hirtenknaben der Gampagnat) zeigt vielmehr coloristische 'l'endenz.
Die Jahre 1838-1845 waren vorzugsweise der Ausführung des
grossen Gemäldes, wdie Zerstörung von Jerusalemri, gewidmet. Kleinere
Arbeiten, wie wAnakreon mit der Geliebtena W11), aGOOthGS fünfte
römische Elegiecüchk), Bildnisse (König Ludwig 1., die Maler Monten
und Heinlein im Oostüm eines Ritters von Schellenberg und Haupt-
manns der Landsknechte aus dem Künstlermaskenzug 1840) 1') u. a. m.
bildeten gleichsam die Erholungsarbeit von der angestrengten Arbeit.
Noch mehr freilich die unvergleichliche Zeichnungsfolge zu Reinecke
Fuchs nach GoetheT-f), mit welcher er, mit Recht ein Heine unter
den Malern genannt seinem satyrischen Humor, der durch die
grossen Compositionen zurückgedrängt war, huldigen und damit
gleichsam ein Herzensbedürfniss seinerseits befriedigen konnte. Hatte
er im Verbrecher aus verlorener Ehre die Charakteristik gelegentlich
der Thierwelt entnommen (z. B. im Gefüngnisswärter), so konnte
jetzt der Künstler umgekehrt die menschlichen Eigenschaften und
Schwächen auf die Thierwelt übertragen. Es ist ihm diess gelungen,
wie dem alten Dichter der Thiersage, freilich in modernster Auf-
fassung und mit manchem empfindlichen Seitenhieb auf gleichzeitige
Verhältnisse, verbunden übrigens mit einer Tiefe des Thierstudiums,
welche für alle Zeiten bewundernswerth bleiben wird. Es sind Typen
von doppelt bedeutsamer Art, Thier- und Mensehcnspiegel von merk-
würdiger Harmonie und combinirter Wahrheit.
Indess näherte sich das Jerusalembild seiner Vollendung. Das
imposante Werk, zu den bekanntesten der Gegenwart gehörig,
ist auch in hohem Grade bewunderungswürdig durch die Schönheit
der Composition im Allgemeinen wie der Formgebung im Besonderen,
Gal. Baczynski Nr. 60.
H") Im Besitz des Königs v. Württemberg auf Villa Piosenstein,
Von J. v. Pronay in's Pester Museum gestiftet.
T) Sämnitlich in der Neuen Pinakothek.
TT) Gest. v. H. Bahn u. A. Schleich. München 1846.
TTT) W- Lühke, Schwäbische Chronik 1874, Nr. 142.
v. Felsing.)