Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Akademie wie der ehrenvollen Erhaltung des Meisters für München 
durch dessen Ernennung zum Hofmaler. Es waren auch besonders 
die venetianischen Coloristen, welchen er seine hauptsächlichste Auf- 
merksamkeit zuwandte; von raphaelesker oder michelangelesker Ein- 
wirkung dagegen verspüren wir weniger und die schöne Studie eines 
Hirtenknaben der Gampagnat) zeigt vielmehr coloristische 'l'endenz. 
Die Jahre 1838-1845 waren vorzugsweise der Ausführung des 
grossen Gemäldes, wdie Zerstörung von Jerusalemri, gewidmet. Kleinere 
Arbeiten, wie wAnakreon mit der Geliebtena W11), aGOOthGS fünfte 
römische Elegiecüchk), Bildnisse (König Ludwig 1., die Maler Monten 
und Heinlein im Oostüm eines Ritters von Schellenberg und Haupt- 
manns der Landsknechte aus dem Künstlermaskenzug 1840) 1') u. a. m. 
bildeten gleichsam die Erholungsarbeit von der angestrengten Arbeit. 
Noch mehr freilich die unvergleichliche Zeichnungsfolge zu Reinecke 
Fuchs nach GoetheT-f), mit welcher er, mit Recht ein Heine unter 
den Malern genannt  seinem satyrischen Humor, der durch die 
grossen Compositionen zurückgedrängt war, huldigen und damit 
gleichsam ein Herzensbedürfniss seinerseits befriedigen konnte. Hatte 
er im Verbrecher aus verlorener Ehre die Charakteristik gelegentlich 
der Thierwelt entnommen (z. B. im Gefüngnisswärter), so konnte 
jetzt der Künstler umgekehrt die menschlichen Eigenschaften und 
Schwächen auf die Thierwelt übertragen. Es ist ihm diess gelungen, 
wie dem alten Dichter der Thiersage, freilich in modernster Auf- 
fassung und mit manchem empfindlichen Seitenhieb auf gleichzeitige 
Verhältnisse, verbunden übrigens mit einer Tiefe des Thierstudiums, 
welche für alle Zeiten bewundernswerth bleiben wird. Es sind Typen 
von doppelt bedeutsamer Art, Thier- und Mensehcnspiegel von merk- 
würdiger Harmonie und combinirter Wahrheit. 
Indess näherte sich das Jerusalembild seiner Vollendung. Das 
imposante Werk, zu den bekanntesten der Gegenwart gehörig, 
ist auch in hohem Grade bewunderungswürdig durch die Schönheit 
der Composition im Allgemeinen wie der Formgebung im Besonderen, 
 Gal. Baczynski Nr. 60.  
H") Im Besitz des Königs v. Württemberg auf Villa Piosenstein, 
 Von J. v. Pronay in's Pester Museum gestiftet. 
T) Sämnitlich in der Neuen Pinakothek. 
TT) Gest. v. H. Bahn u. A. Schleich. München 1846. 
TTT) W- Lühke, Schwäbische Chronik 1874, Nr. 142. 
v. Felsing.)
	        
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