Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

in den genannten Werken in einer an Hogarth gemahnenden Härte, 
mildert sich aber im Laufe der Zeit zu jener feinen neckischen Ironie, 
wie sie in dem herrlichen wReinecke FLlChSc, in den Friesen und 
übrigen Ornamenten des Museumtreppenhauses zu Berlin, übrigens 
fast in jedem Werke wenigstens nebensächlich auftreten. 
Es brachte jedoch der Künstler in solchen Arbeiten seinem 
Geist, Witz und Hang zum Hohn ein nicht geringes Opfer, indem 
er dabei zum grossen Theil auf den Genius verzichtete, der mehr 
seine Hand als seinen Geist und zwar in ungewöhnlich hohem Grade 
beherrschte, nemlich auf die Schönheit. Je mächtiger aber gerade 
diese Seite des Künstlers aus der herben Grösse seines Meisters und 
seiner Schule sich herausentwickelte, um so entschiedener verlangte 
sie ihr Recht und drängte zu idealen Compositionen. In yCarl des 
Grossen Sieg über die Sachsenci") erscheint zwar die "satyrisch- 
höhnisehe Tendenz noch im entschiedenen Uebergewicht, dafür tritt 
uns die ideale Richtung in dem grossen Werke, mit dem er 1884 
seinen Ruhm begründete, fast Linbeeintrtichtigt entgegen. Es ist die 
grosse Darstellung der wHunnenschlachtk M). Noch hatte der Künstler, 
später einer der gebildetsten seiner Zeit, zur Ergänzung der Lücken 
seiner Erziehung nicht die Gelegenheit gefunden, und die Stoffwahl 
ging daher nicht von ihm aus, sondern von Klenze, der die selbst- 
gefertigte Skizze durch Kaulbach im Grossen ausführen lassen wollte. 
Der Scene liegt eine Stelle bei Photiusttt) zu Grunde, welche der 
Erwähnung einer angeblichen Vernichtungsschlacht zwischen den 
Römern unter der Regierung Valentinian III. und den Hunnen unter 
Alarich vor den 'I'horen Roms hinzufügt: vUnd als die Streiter 
gefallen waren und die Leiber von einander abliessen, da setzten 
die Seelen den Kampf noch drei ganze Tage und Nächte fort und 
fechten mit gleicher Wuth wie im Leben, so dass man sah und 
hörte, wie die Schattenbilder aufeinander losstürzten und mit den 
Waffen zusammentrafenm Der Gegenstand aber hatte Kaulbach's 
Phantasie entzündet und entwickelte sich unter dessen Hand zu einer 
der bedeutendsten Schöpfungen der Gegemvart sowohl in Ansehung 
der Composition als der Formgebung und Charakteristik. Ohne 
f) Gest. v. Thäter. 
"Ü In der Gallerie Raczynski, gest. v. Merz und Jacobi, v. Thäter u. 
 Leben des Isidorus von Gaza (Bibliotheca ed. Bekker p. 339). 
Hoffmann.
	        
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