Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

ders für die Münchener Kunstperiode unschätzbaren authentischen 
Mittheilungen eine Fülle von Material zu danken hat. Auch Ph. 
Schilgen beendete seine monumentale Thätigkeit mit den schlichten 
Aeschylosbildern im Arbeitszimmer des Königs (nach Schwanthalefs 
Skizzen) f). G. Gassen malte noch Bilder nach Walter von der 
Vogelweide im Vorzimmer der Königin, um dann in seine Heimat 
Coblenz zurückzukehren, wo sein mildes für das Historienbild nicht 
geschaffenes Talent in religiösen Staffelei- und Wandbildern (Drei- 
faltigkeitskirche zu Weissenthurm) sich geräuschlos weiter hetheiligte. 
In ähnlicher Weise hatte sich sein Landsmann H. Anschütz, obwohl 
von König Ludwig nach Neapel gesandt, um die pompejanische 
Malerei zu studiren, nachdem er Anakreontika nach Zimmermand- 
sehen Entwürfen im Speisezimmer des Königs und einen Theil des 
Tanzsaales im Obergeschoss des Wohnflügels der Residenz ziem- 
lich lustlos gemalt, zum religiösen Staffeleibilde gewendet und z. B. 
in dem vom jetzigen deutschen Kaiser bestellten Altarbild vMaria 
mit den Schutzpatronen der Waffengattungenk") Vorzügliches geleistet, 
während sein Unterricht an der Akademie zu München (bis 1866) 
zu sehr auf Nebensächliches (Draperie etc.) gerichtet war. Von 
nachhaltigerer Wirkung waren die gleichen Studien in Neapel und 
Pompeji bei J. G. Ifiltensperger (als trefflicher Colorist neben 
Schlotthauer zu stellen), welcher Scenen aus Aristophanes und Hesiod 
in der Residenz z. Th. nach Schwanthalefs Skizzen malte, die schönen 
Rossebiindiger am Neubau der Post schuf und analog den Illustra- 
tionen der christlichen Kunstgeschichte in den Loggien der Pinako- 
thek, an welchen er mit Cl. Zimmermann gemalt, für die Eremitage 
in S. Petersburg einen Illustrationscyklus zur griechischen Kunst- 
geschichte herstellte. Seine selten gesehenen Odysseebilder im Erd- 
geschoss des Festsaalbaues zu München (nach Schwanthalefs Skizzen) 
sind freilich durch Preller vollständig in Schatten gestellt worden, 
zeigen auch des Künstlers nur für kleineren Rahmen ausreichende 
schöpferische Kraft durch empfindliche Leere. Im Gegensatz zu dem 
classischen Stoffgebiet Hiltenspergefs blieb W Dindensckmidt beim 
romantischen Geschichtsbilde und zwar mit so leidenschaftlichem 
 
4') Hieher gehören ausser bereits Erwähntem besonders: Deutsches Kunst- 
blatt 1842-49 und Geschlchte der deutschen Kunst. Bd IV. u. V. Lpz. 1860, ff, 
H) Lünettelmbild über denl Hauptaltar der kath. Garnisonskirche zu Coblenz.
	        
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