architektonischem wie tektonischem Beiwerk und ein förmliches
Studium von alledem war von der geschichtlichen Darstellung so
unzertrennlich, dass es nicht betremden kann, wenn nicht selten, und
besonders von den unter den Einfluss des Dr. F. Fellner (geb. 1800
Zu Frankfurt a? Mw i" 1859 zu Stuttgart, eines der Münchener
Corneliusschüler) sich stellenden Künstlern, zu viel Gewicht darauf
gelegt wurde. Wusste man es auch zu entschuldigen, dass Cor-
nelius seine Nibelungen gelegentlich mit gothischer Architektur aus-
stattete oder in der Gewandung, in Waffen und Geräth keineswegs
ßstrengs zu Werke ging, so wirkte doch der Eifer hinsichtlich
geschichtlicher Wahrheit auch auf das mehr ideale Gebiet der
Sage zurück.
Hatte nun Schnorr schon in den Nibelungen diesem Theil von
historischer Wahrheit so grosse Aufmerksamkeit gewidmet, dass man
den Tadel nicht verschweigen darf, es habe sich hier die Romantik
gleichsam zu früh zur historischen Realität verdichtet, so War er
um so mehr vorbereitet für die Aufgabe reiner Geschichtsbilder, durch
welche der Nibelungencyklus wiederholt unterbrochen wurde. Es
brauchte kein Sprung mehr gemacht zu werden, wie er von dem
durch Ariost in's Nebelhafte gezogenen Charakter Carl des Grossen,
seines Neffen, des Markgrafen von der Bretagne, und der flüchtigen
Angelica, deren märchenhafte Erscheinung der Künstler in Villa
Massimi so meisterhaft getroffen, nöthig gewesen wäre, indem die
Nibelungensage bereits zu sehr zur geschichtlichen Darstellung geklärt,
freilich auch zugleich prosaicirt worden war, um noch einer wesentlich
anderen Auffassung in den Geschichtsbildern der drei Kaisersäle der
Residenz Platz machen zu müssen. In diesen Darstellungen aus
dem Leben Carl des Grossen, Friedrich Barbarossa's und Rudolph's
von Habsburgt) enthaltenden Werke würde der Meister, nachdem
der Boden der eigentlichen Romantik einmal verlassen war, vielleicht
sein Höchstes geleistet haben, wenn nicht die Ungeduld des Königs,
welcher die umfassende Arbeit rasch vollendet zu sehen wünschte,
die Entfaltung einer vollen Reife behindert hätte. Eine solche findet
sich wohl in dem den Tod Barbarossa's (leider nach ungünstigem
1') Unter anderem die Zerstörung von Mailand und Barbarossals Zusammen-
kunft mit P. Alexander VI. in Venedig, gest. v. Thäter.