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III.
Buch.
CRP-
Die Münchener
Schule.
M01
lmental malerei.
ebenso mit sich bringt als beim Empfänger voraussetzt, verloren
ging. In diesem Sinne war der Ariostcyklus der Villa Massimi ent-
schieden gelungener und eine sinngetreuere Uebertragung im Geiste
des Dichters, der mit seinen Gestalten nicht selten spielt und sie so
leicht hin und her bewegt wie Nebelbilder. Liegt nun aber ein
solches Märenspiel keineswegs auch im Wesen des Nibelungenliedes,
dessen Gestalten durchweg wuchtiger erscheinen, so ist doch auch
seine eigenartige Uebernatürlichkeit von Gornelius entschieden original-
getreuer erfasst worden. Man darf nur parallele Darstellungen von
beider Hand, wie z. B. die Auffindung der Leiche Siegfrieds durch
Kriemhild miteinander vergleichen, um sich dessen völlig bewusst
zu werden, An Composition, Correctheit und Schönheit der Form
in idealer wie realer Hinsicht und namentlich in der Gewandung
(lürften zwar Schnorr's Darstellungen den Corneliustschen überlegen
sein; aber an Gehalt, Bedeutung und dichterischer Wahrheit erreichen
sie dieselben nicht. Der ohnmächtig zusammenbrechenden Kriem-
hild des Gorneiiuscyklus gegenübergestellt, erscheint die sich über
des Gemahls Leiche werfende Heroine Schnorrts in Geberde und
Ausdruck fast bühnenmässig und mit unzureichender Empfindungs-
kraft geschaffen. Wo dagegen Charakter und Pathos zurücktritt,
befindet sich der Letztere im Vortheil, und gerade das, woran sonst
Künstler scheitern, nemlich das Gebiet festlicher Darstellungen, ent-
faltete das ausserordentliche Compositionstalent des Meisters zu einer
selten erreichten Höhe. Diess zeigt neben dem schönen Vorsaal mit
den allegorischen Darstellungen der Märe und Sage und den Einzel-
figuren der Träger des Gedichts besonders der erste Saal, von einem
der Gemälde der vSaal der Hochzeitc genannt, Während der aSaal
des Verrathesc und der aSaal der Hunenfahrtc in seinen Darstel-
lungen dem stofflichen Interesse derselben nicht gleichkommtf")
Schnorr war auch in einen bereits entwickelten Kreis der näheren
oder entfernteren Jünger des Cornelius eingetreten und blieb nament-
lich nicht unberührt von der aufblühenden Geschichtsmalerei, welche
naturgemäss in vielen Stücken von der idealen Kunst des Meisters
abweichen musste. Die Realität in Porträt, Costüm, Landschaft und
L
k) Von den Nachbildungen ist Thätefs Stich des
filidet. die Leiche ihres Gemahls" (bei Raczynski) wie
Künlglnnen", gest. v. Fr. Zimmermann, hervorzuheben.
Gemäldes „Kriernhild.
die "Begrüssung der