Theil, wo sich dieselbe besonders in Grabmälern bethätigte, an
welche sich jedoch selten ein hervorragender Künstlernamen knüpft.
Mit dem Ausbruch des dreissigjährigen Kriegs aber erlosch die bild-
nerische Thätigkeit Deutschlands in dem Grade, dass selbst über den
westphälischen Frieden hinaus und bis gegen das Ende des 17. J ahr-
hunderts kein namhafter deutscher Bildhauer mehr auftauchte. Fürst-
liches Bedürfniss, damals gering, wurde durch auswärtige Künstler
befriedigt; übrigens reichte meist oberflächliche Decoration in n1anieri-
stisch berninischer Weise, wie sie sich vornehmlich in Frankreich
entwickelt hatte, vollkommen hin.
Auch in der Architektur erscheint für diese Periode, wie
für die gesammte Renaissance Italien als Vorbild und tonangebend.
Hier wie in der Plastik waren Michelangelds Werke die Ausgangs-
punkte für ein Jahrhundert und für jenen Styl, den wir als den_
Barockstyl bezeichnen. Malerischer Effekt war mehr und mehr die
Losung geworden, constructive Gliederung trat in den Hintergrund.
Säulen, Halbsäulen und Pilaster wurden sammt ihren Gebälken weit
über das durch die Anlage Gebotene, und zumeist nur decorativ,
gehäuft und verkröpft; in den oberen Parthien traten nicht blos
Curven, sondern abenteuerliche Volutenbildungen und Schweifungen
an die Stelle der naturgemässen Dachungslinien. Trotzdem war die
Anregung des gewaltigen Florentiners so grossartig, dass in seinen
Bahnen noch ein halbes Jahrhundert lang Bedeutendes geleistet wurde.
Doch wie in der Plastik, so tritt auch in der Architektur der michel-
angeleske Manierismus die Spur des Protagonisten endlich breit und
verfällt einer ermüdenden Monotonie. Selbst nach langem Verweilen
in der ewigen Stadt wird es dem Gedächtnisse schwer die Erinne-
rung an die zahlreichen Kirchenfacaden und Kuppeln von der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts auseinander zu halten, so gleichartig
sind im Grunde alle Variationen jenes Typus-
Die Häufung von architektonischem Detail noch zu vermehren,
die Derbheit und Kraft _der Profilirungen und plastischen Zierden
noch zu erhöhen, mochte endlich kaum mehr möglich erscheinen
und man bedurfte daher endlich für den abgestumpften Geschmack
anderer Reizmittel, welche ebenso wie in der Plastik, so auch in der
Architektur Bernini ausbildete. Mit dem berüchtigten Altartaber-
nakel in S. Peter zu Rom waren die schiefwinkligen und geschwun-
genen Grundpläne, die gewundenen Säulen, verbindungslosen Gebälke,