reichs, wobei das Uneinfügbare im Flachrelief der drei Umrahmungen
wie in den Gruppen der zwei Thürgiebel (nach Cornelius' Zeichnung)
plastisch ergänzt wird. Was nun einem Dante wie Hilton begegnet
ist, das finden wir auch bei unserem Meister: das Gemälde der
Unterwelt, das Reich des Hades übertrifft, obwohl zuerst ausgeführt,
die Darstellung des Poseidonreiches wie des Olympos selbst, und
zwar nicht bloss des im Gegenstände liegenden höheren epischen
und dramatischen Interesses, wie der grössem und charakteristisch
ausgeprägten Mannigfaltigkeit des Stoffes wegen, sondern auch in
Ansehung der Composition. Alle drei Gemälde stellen aber nicht den
bleibenden Zustand, nicht eine müssige Götterversammlung in passiver
Ruhe, sondern eine bestimmte Handlung dar, wodurch die Compo-
sitionen an künstlerischem Werthe wesentlich gewinnen, so die Los-
bittung Eurydice's durch Orpheus in der Unterwelt, den Gesang
Arions vor den Meerbeherrschern und die Aufnahme des Heracles
in den Olymp.
Das Poseidonbild ist das schwächste zu nennen; trotz unleug-
barer Schönheiten in der Gomposition wie im Einzelnen erscheint
dem Beschauer der Raum des Ganzen wie das Maass der Figuren
für den Gegenstand zu gross, der Vorgang wie die Bedeutung der
Mehrzahl der Figuren zu leicht und nichtig für die Energie des
Meisters, die hier überflüssig, ja störend erscheint. Unwillkürlich,
aber mit Recht, sucht man hier in erster Linie nach Formschönheit.
Der vorwiegend sinnliche Charakter der Meeresgottheiten, das Schwär-
merische, Träumende, Melancholische, Passive, welches denselben
von den griechischen Dichtern wie bildenden Künstlern beigelegt
worden ist und seinen Grund im Elemente selbst findet, was auch
das ganze Gebiet besonders dem skopas'schen Kreise so zugänglich
gemacht und zur reinen Ausbildung der schönen und bis zu Senti-
mentalität und Schwäche weichen Form gedrängt hat, ist dem
energischen Charakter der Kunst des Cornelius zu diametral ent-
gegen, als dass er hier glücklich hätte sein können. Darf man auch
Angesichts des Daphnebildes oder der Auroren nicht im Allgemeinen
sagen, dass die Chariten bei der Künstlerweihe des Gornelius nicht
zugegen waren, so ist doch hier der Mangel an Grazie empfindlich, weil
sie nirgend unentbehrlicher sein könnte. Dazu kömmt das nirgend so
harte kalte Golorit, freilich vom Künstler beabsichtigt, da er im Fleische-
der Meeresbewohner das Frische des Elementes wiedergeben wollte,