fesseln durch einfache schlichte Wahrheit und Grossheit. Für uns
sind die Niederländer Bildner dieser Zeit darum hochbedeutend, weil
sie zugleich als die Träger der deutschen Plastik ihres Jahrhunderts
erscheinen. Denn wir finden sie an mehren deutschen Iclöfen in
ausgedehnter "Fhätigkeit, ja sogar als Leiter der Schöpfungen kunst-
liebender Fürsten.
Ohne hier auf die Betrachtung der englischen Plastik dieser
Periode einzugehen, welche ebenso wie die Malerei seit Holbein nur
eine ganz untergeordnete Stelle einnimmt, wollen wir suchen, den
Antheil Deutschlands an den Kunstbestrebungen des 17. Jahr-
hunderts auch für die Bildnerei uns klar zu machen. Man pflegt
gewöhnlich die nürnberger Bildnertrias A. Kraft, V. Stoss und
P. Vischer der deutschen Malertrias Dürer, Holbein und Cranach an
die Seite und an die Spitze der Renaissanceplastik Deutschlands zu
stellen. Allein hierauf hat nur Vischer ein unbedingtes Anrecht;
die beiden anderen Künstler reihen sich passender an den Schluss
des Mittelalters und sind daher ganz ohne andauernde Nachfolge.
Auch P. Vischer ringt sich erst tlieilweise und allmälig wie Dürer
aus den zähen Banden seiner Zeit los, selbst nicht im Stande, eine
bleibende Nachwirkung zu hinterlassen. Wenig mehr als eine Ge-
neration nach dem Meister versiegt der eine Zeit lang durch ganz
Deutschland sich erstreckende Ruhm seiner Giesshütte, indem man
bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann, Auslän-
der, Italiener und in Italien gebildete Niederländer für hervorragende
plastische Arbeiten nach Deutschland zu ziehen. Schon an dem
grossen Kaisergrab Maximilians I. in Innsbruck, zu welchem Vischer
selbst noch einen Beitrag liefern konnte, war ein Niederländer, Alexan-
der Colins aus Mecheln, derselbe, welcher gleichzeitig allen plastischen
Schmuck des Otto-Heinrichbaues zu Heidelberg herzustellen beauf-
trag-t wurde, thätig, während der schon genannte Quellinus seine
Thätigkeit bis Berlin erstreckte. Ebenso arbeiteten an dem Denkmal
des Ghurfürsten Moritz im Dom zu Freiberg Niederländer, während
die mit jenem Monumente in Verbindung gebrachten Erzbilder im
Chor des Domes von dem Venetianer Pietro Boselli ausgeführt wurden.
Die einheimischen Künstler wurden zumeist ihren Kräften entspre-
chend zu untergeordneteren Arbeiten verwendet, oder mussten sich
unter die Leitung der Ausländer stellen, 'wie der Erzgiesser Wolf
Hilger in Freiberg, B. Wurzelbauer in Nürnberg. Wohl nur aus-