Zweites
Oapitel.
Cornelius
3.11
der
Spitze
der
Münchener
Akademie.
Noch herrschte an der Malerschule der Münchener Akademie
der alte Geist der Schönfärberei, ein Eklekticismus, der sogar noch
mehr auf Mengs' als auf David'schem Standpunkte beruhte. Des ver-
storbenen Direktors Sohn, 12.11. Langer, der ganz in die Spur seines
Vaters getreten war und gehofft hatte, auch in dessen Uniform
schlüpfen zu können, übte als interimistischer Vorstand den hervor-
ragendsten Einfluss. Als Professoren hatten J. Hauber und M. Keller-
hoven, beide besonders als Porträtisten und als Maler von Altar-
blättern thätig, namentlich im ersteren Fache noch immer in der
Mitte zwischen Rembrandt und van Dyck den Weg ztu- Vollkommen-
heit gesucht, aber nur eine sehr geschmacklose Zwittermanier gefun-
den. Akademischer im Sinne der französischen Classicisten hatte
A. Seidel zu lehren versucht, wie man den Akt vhiStOFiSChc fassen
und durch Attribute classisch machen solle. Sonst hatte man wie
allerwärts in Genre und Landschaft die Niederländer nachgeahmt.
Wenn jugendliche Kräfte dem Zug ihrer Zeit folgen wollten, so
waren sie sogar, wie H. Hess, von der Akademie verwiesen worden,
oder man suchte ihnen, wie es L. v. Schwanthaler begegnete, durch
Absprechen aller Künstlerbegabung die weitere Verfolgung der Lauf-
bahn unmöglich zu machen. Armer P. v. Langer! die drei Urtheile,
die er über Cornelius in Düsseldorf, über Hess und Schwanthaler
in München gefallt, würden hinreiclien, ihn selbst zu verurtheilen.
Eine gründliche Reorganisation der Anstalt war daher das erste
und dringendste Bedürfniss. Der König selbst veranlasste den neuen